Zahlreiche Punkte stammen aus dem Sozialisten-Programm, andere greifen Vorstöße Royals auf oder sind Frucht von gut 6.500 Bürgerdebatten. Royals wichtigster Rivale, der konservative Innenminister Sarkozy, stellte sich unterdessen als Kandidat der Öffnung dar.
"Mit mir wird Politik nie wieder ohne Euch gemacht werden", versprach Royal den Franzosen. Frankreich müsse erneuert werden und brauche jeden, um die gegenwärtigen Krisen zu überwinden, fügte die 53-jährige, aussichtsreichste Kandidatin der linken Opposition hinzu, die bei ihrer Rede in einer Messehalle in Villepinte bei Paris mit stürmischem Applaus gefeiert wurde.
Als Präsidentin will Royal unter anderem ihren umstrittenen Vorstoß umsetzen, jugendlichen Straftätern mit militärischem Drill zu begegnen. Mit Hilfe so genannter Bürger-Jurys sollen Bürger zwischen den Wahlen verstärkt in Entscheidungen eingebunden werden. Über Bürgerbegehren soll das Parlament zur Befassung mit Gesetzesvorhaben verpflichtet werden, wenn dafür mehr als eine Million Unterschriften zusammenkommen. Dieser Punkt ihres "Pakts" stammt ebenso aus dem Programm der Sozialisten wie die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf monatlich 1.500 Euro oder die Erhöhung der geringfügigen Renten um fünf Prozent.
6.000 Debatten im ganzen Land
Um ihr Programm auf die Wünsche der Bevölkerung abzustimmen und konkrete Ideen dazu zu erhalten, hatte Royal in den vergangenen Wochen über 6.000 Debatten im ganzen Land abhalten lassen. Nach Angaben ihrer Unterstützer kamen zudem 2,7 Millionen Beiträge zu ihrem Programm per Internet. Zu den von ihr übernommenen Ideen aus den Bürgerdebatten zählt unter anderem, Mindestpensionen monatlich auszuzahlen und nicht mehr vierteljährlich.
Entlassene Beschäftigte sollen ein Jahr lang 90 Prozent ihres Gehaltes sowie eine Fortbildung erhalten. Der staatliche Zuschuss zum Schuljahresbeginn soll verdoppelt werden, das System der Pflichtschulen je nach Wohnsitz gelockert. Ihr Pakt beruhe auf "Rechten und Pflichten" für alle Franzosen, sagte Royal der Tageszeitung "Le Monde".
Umfragen zeigen Royal als eine der beiden Favoriten für die Nachfolge von Staatspräsident Jacques Chirac. Ihr wichtigster Rivale Sarkozy liegt allerdings seit seiner offiziellen Kür zum Kandidaten der konservativen Regierungspartei UMP vor vier Wochen vorn. Die Ex-Umweltministerin war in der Öffentlichkeit zuletzt deutlich weniger sichtbar gewesen als Sarkozy.
"Heute beginnt der Wahlkampf wirklich"
Die Sozialisten setzen darauf, dass die Vorlage ihres Paktes ihr nun wichtige Punkte bei den Wählern bringt. "Heute beginnt der Wahlkampf wirklich", sagte Parteichef François Hollande in einer kämpferischen Rede in Villepinte. Das Land erwarte "eine klare Auseinandersetzung zwischen der Linken und der Rechten", fügte er hinzu. Hollande ist auch Royals Lebensgefährte und der Vater ihrer vier Kinder.