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Anja Pärson herzt Nicole Hosp, die gerne zurückherzt.

Foto: Reuters/Strong
Åre - "Ja, ja, ja", werden sich die Österreicherinnen gedacht haben, als sie der Anja Pärson schon wieder dabei zusehen mussten, wie die sich auf den Bauch warf, "wir wissen eh, dass du gut bist." Aber so gut, dass sie nun schon ihr drittes WM-Gold holt daheim in Åre, sei sie auch nicht, immerhin meinte sogar Österreichs Chef, Hans Pum: "Die wäre heute zu putzen gewesen."

"Naja", werden sich wohl all die gedacht haben, die keine Österreicherinnen sind. Tatsächlich, meint Pärson, "habe ich viele Fehler gemacht". Aber viele Fehler sind quasi fehlerlos, wenn die anderen noch mehr machen, und genau so ist es gewesen.

Die Amerikanerin Lindsey Kildow holte nach dem Super-G nun auch Silber in der Abfahrt, weil "ich ganz oben einen dummen Fehler gemacht und viel Zeit verloren habe".

Nur Nicole Hosp freute sich sozusagen wie eine Schneekönigin über ihre Bronzene. Denn während sie nach einer passablen Fahrt im Ziel wartete, standen die Großen noch oben, darunter Renate Götschl, die Speed-Queen. Deshalb "hab' ich gedacht, dass ich so wie im Super-G wieder Vierte werde".

Da so ein Warten "schon ein hartes Brot ist", bat sie Pressemann Manfred Kimmel, er solle ihr derweil "einen Schnaps holen". Aber die Warterei hat sich ausgezahlt. Götschl, Bronzene im Super-G, musste nach dem Abschwingen nämlich eingestehen: "Lieber Siebente als Vierte."

Denn auch sie hat "einige Fehler gemacht. Ich bin nicht gut zurechtgekommen. Ich war unsicher, das passiert mir normal selten." Bei ihrem letzten Auftritt in Åre "hab ich die wichtigen Kurven verhaut".

Völlig verhaut

Das sagte Elisabeth Görgl über ihre gesamte Fahrt: "völlig verhaut". Folglich "bin ich enttäuscht, ich konnte nicht umsetzen, was ich im Kopf hatte, es waren Konzentrationsfehler, das darf nicht passieren." Die Vierte im Abfahrts-Bunde war Maria Holaus. Sie wurde 21., da sie sich aber selber als WM-Debütantin ein wenig in Schutz vor der Erwartungshaltung nahm, meinte sie gelassen: "halb so schlimm".

Betrachtet man die Herren-Bilanz, dann dürfen solche Nachsicht wohl alle österreichischen Abfahrerinnen in Anspruch nehmen.

So wie die Österreicherinnen, so rätselt auch die Triumphatorin. Allerdings, wenn man so will, mit umgekehrten Vorzeichen. "Nein", meint sie, angesprochen auch ihren Erfolgs-Run bei der Heim-EM, "ich habe keine Ahnung, warum es jetzt wieder so gut läuft." Der Verdacht, sie wisse es sehr wohl, immerhin hat sie wohl darauf hingearbeitet mit hoher Konzentration, liegt allerdings sehr nahe.

Ebenso wie der, dass dies ein taktisches Rätseln ist. Die Weltmeisterschaft im eigenen Land dauert noch eine Woche lang, der Slalom und der Riesentorlauf stehen noch auf dem Programm, Disziplinen, in denen die Schwedin schon Goldene geholt, ja die sie eine Zeitlang richtiggehend dominiert hat.

Wer sie anschaut, die Pärson, weiß: Die hat noch was vor. Und auch sie selbst lässt gar keinen Zweifel daran, dass der gestrige für sie noch lang nicht aller Tage Abend gewesen sein soll. "Ich habe genug Kraft", verkündet sie. Und dem will keine ihrer Konkurrentinnen wirklich widersprechen. Es könnte ja sein, dass sie Recht hat.

Mit sieben WM-Titel hat sie in der ewigen Bestenliste mit Österreichs Toni Sailer gleichgezogen. Und so wie bei ihm verteilt sich ihr Erfolg auf alle Disziplinen. Das können nur wirklich Große wie Janica Kostelic, Petra Kronberger oder Landsfrau Pernilla Wiberg von sich sagen. (Benno Zelsacher, DER STANDARD Printausgabe 12.02.2007)