Kairo - Vier Jahre nach der Entführung eines Imams durch US-Geheimdienstagenten in Italien hat die ägyptische Regierung seine Freilassung angeordnet. Dies teilte ein leitender Mitarbeiter des Innenministeriums in Kairo am Sonntag mit. Er sagte nicht, ob der seinerzeit unter Terrorverdacht stehende Imam, Osama Mustafa Hassan alias Abu Omar, schon frei sei. Hassans Anwalt Muntasser el-Zayat sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, sein Mandant werde gegen den früheren italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi Anzeige erstatten und Schadenersatz fordern. Der US-Geheimdienst CIA hatte den Imam mit italienischer Hilfe in Italien entführt.

Von Hassans Verteidigern verlautete, er sei am Abend aus dem Hochsicherheitsgefängnis entlassen worden. Sein Anwalt sagte, der frühere Imam werde Berlusconi anzeigen und zehn Millionen Euro Schadenersatz fordern, "für die Beteiligung, die er als Ministerpräsident an der Entführung hatte und dafür, dass er der CIA erlaubt hat, ihn zu fassen".

Unter Terrorverdacht

CIA-Agenten hatten den unter Terrorverdacht stehenden Hassan alias Omar im Februar 2003 in Italien entführt. Vom US-Luftwaffenstützpunkt Aviano in Norditalien wurde der frühere Imam einer Mailänder Moschee - über den US-Stützpunkt im deutschen Ramstein - unter strenger Geheimhaltung nach Ägypten gebracht und eingesperrt. Nach Angaben seines Anwaltes wurde Hassan in der Haft misshandelt und versuchte, sich das Leben zu nehmen.

Die Affäre belastet noch immer die Beziehungen zwischen den USA und Italien, weil Rom die Auslieferung der CIA-Agenten verlangt. Im November wechselte die italienische Regierung die Führung von zwei Geheimdiensten aus; der damalige Chef des Militärgeheimdienstes (SISMI), Nicolo Pollari, soll der CIA bei der Entführung geholfen haben. (APA)