Paris - Sieben Jahre nach der schlimmsten Ölkatastrophe Frankreichs hat der Prozess gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen begonnen. Angeklagt sind der Ölkonzern Total sowie 14 weitere Unternehmen und Personen, darunter der Kapitän der "Erika". Der Tanker war am 12. Dezember 1999 bei schwerer See auseinander gebrochen und gesunken. 20.000 Tonnen Öl eines Tochterunternehmens von Total flossen in den Atlantik, verseuchten die Bretagneküste und ließen tausende Seevögel verenden.

Experten kamen zu dem Schluss, das Risse im Deck zum Auseinanderbrechen der "Erika" führten. Ein miserables Krisenmanagement war den Ermittlungen zufolge am gewaltigen Ausmaß der Katastrophe schuld: Der Eigentümer, der italienische Geschäftsmann Giuseppe Savarese, der indische Kapitän Karun Mathur und Total haben demnach nichts unternommen, um die drohende Gefahr abzuwenden, nachdem die "Erika" am 11. Dezember havariert war.

Eklat zum Prozessbeginn

Der auf vier Monate angesetzte Mammutprozess begann am Montag mit einem Eklat: Als Richter Jean-Baptiste Parlos den Kapitän aufrief, meldete sich niemand. Weder Mathur noch seine Anwälte waren erschienen.

Angeklagt sind auch mehrere Wartungsfirmen der "Erika". Im Mittelpunkt des Prozesses steht jedoch Total. Untersuchungsrichterin Dominique de Talance erklärte, mit dem Chartern eines 25 Jahre alten Schiffes habe der französische Ölkonzern seine eigenen Sicherheitsstandards missachtet. Dem Unternehmen wird Umweltverschmutzung und Mitschuld bei der Gefährdung von Menschen und Sachwerten vorgeworfen. Die Besatzung habe den Konzern bereits einen Tag vor dem Unglück auf die Risse hingewiesen.

Klage auf Schadenersatz

Total wies die Vorwürfe vor Prozessbeginn zurück und betonte, das Unternehmen habe bereits 200 Millionen Euro für die Reinigung der Strände, das Abpumpen von Öl aus dem Wrack und die Entsorgung des Mülls bezahlt. Der französische Staat fordert 153 Millionen Euro Schadenersatz, die drei betroffenen Regionen weitere 400 Millionen Euro. Als Nebenkläger sind dutzende Gemeinden und Geschäftsleute vertreten, die unter der Verschmutzung litten.

Der Prozess fällt mitten in den Präsidentschaftswahlkampf und gewinnt dadurch zusätzlich Brisanz: Der Kandidat der nationalistischen MPF, Philippe Villiers, ist Vorsitzender des betroffenen Departements Vendee. Die Kandidatin der Sozialisten, Segolene Royal, ist Präsidentin der Region Poitou-Charentes, deren Küste verschmutzt worden war. Beide Politiker werden in dem Prozess aussagen.(APA/AP)