Zum dritten Mal findet in einem Camp im oberösterreichischen Weißenbach am Attersee das
internationale "Jugendsommerteffen für junge Lesben, Schwule und Bisexuelle" statt. Rund 50
Teenager und Twens verbringen fünf Tage mit Workshops, Sport, Veranstaltungen und Kennenlernen,
berichtet Michael Möseneder.
Weißenbach - "Ich bin schon voriges Jahr da gewesen und war total begeistert", schildert die
23-jährige Hanna aus Tirol ihre Eindrücke. Besonders die Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu
schließen, hat es Hanna angetan. In ihrer Heimatstadt kennt sie bis auf ihren Bruder keine anderen
Homosexuellen. "Da wären Initiativen zur Vernetzung absolut wünschenswert", aber in Tirol ist das
schwierig. An ihrem Arbeitsplatz hatte die Diplom-Krankenschwester Schwierigkeiten, aufgenommen
zu werden, nachdem sie "ungewollt geoutet worden ist", wie sie erzählt. Einer ihrer Bekannten muss
getratscht haben, worauf ihre Vorgesetzte Bedenken hatte, dass sie mit anderen Schwestern was
"anfangen könnte".
Das Outing ist naturgemäß auch Thema von Workshops und Diskussionsrunden, die abgehalten
werden. Diese Veranstaltungen drehen sich aber nicht nur um spezifisch homosexuelle
Problemkreise, es stehen auch Einführung in Medienarbeit, Videoprojekte und politische Themen auf
dem Programm, wie Organisator Werner Dreer von der "Homosexuelle Initiative Linz" (HOSI) erläutert.
Gleichberechtigung
An diesem Dienstagabend diskutieren rund 30 Jugendliche gemeinsam mit Vertretern von SP,
Grünen und LiF über die Chancen, dass die Politik in Österreich für eine Gleichberechtigung von
Homosexuellen sorgt. Die Ergebnisse sind ambivalent. Einerseits gehen die Gesprächspartner nicht
davon aus, dass sich die rechtliche Lage verschlechtern wird, an eine Verbesserung will jedoch auch
keiner recht glauben.
Paragraph 209
Der Paragraph 209 im Strafgesetzbuch, der "gleichgeschlechtliche Unzucht mit männlichen
Personen unter 18 Jahren" mit bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug bedroht, wird sicher noch länger
bestehen bleiben, ist etwa Günter Tolar (SP) überzeugt. Abhilfe könne man nur schaffen, indem
"Lesben und Schwule sichtbarer werden", so Tolar.
Eine Forderung, die aber in der Realität schwierig umzusetzen ist. Die 27-jährige Beatrix etwa wohnt
mit ihrer 24- jährigen Freundin in einem Gemeindebau in Wien-Meidling. Obwohl ihre Homosexualität
im Familien- und Freundeskreis bekannt ist, würden sie "im Hof nie Hand in Hand gehen. Ich will
einfach keine Angriffspunkte schaffen", erklärt sie.