Österreich ist für Schlepper und illegale Migranten weniger attraktiv geworden. Das zeigt der so genannte Schlepperbericht 2006, den Innenminister Günther Platter (V) am Dienstag in Wien präsentierte. Demnach wurden im vergangenen Jahr 12.270 geschleuste Personen aufgegriffen, um rund 45 Prozent weniger als 2005. Die Zahl der gefassten Schlepper ist um 15 Prozent von 713 auf 817 gestiegen, wobei erstmals seit mehreren Jahren wieder so genannte Beitragstäter in die Statistik aufgenommen wurden.

Platter führt den Rückgang auf das am 1. Jänner 2006 in Kraft getretene Asylgesetz zurück, das die Möglichkeiten zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität verbessert und den Behörden mehr Handhabe gibt, Asylmissbrauch zu verhindern, und Abschiebungen erleichtert. "Österreich ist unattraktiver geworden, und die Schlepper wissen das", erklärte der Innenminister.

Drehscheiben Moskau, Kiew, Ankara

Die Geschleppten kamen im vergangenen Jahr vorwiegend aus dem ehemaligen Serbien-Montenegro, Russland - 90 Prozent davon aus Tschetschenien -, Moldawien, der Ukraine, Georgien, aus der Türkei, Indien, der Mongolei und China. Bei diesen Nationalitäten wurden aber durchwegs Rückgänge im Vergleich zu 2005 registriert. Mehr Geschleppte kamen dafür aus dem Irak, Algerien, Marokko und Ägypten. Die Drehscheiben der international organisierten Schlepperkriminalität befinden sich nach wie vor in Moskau, Kiew und Ankara. "Zweigstellen" befinden sich in Österreich.

Der "typische" Geschleppte ist zu 69 Prozent männlich und zwischen 19 und 40 Jahre alt, der "typische" Schlepper ist sogar zu 90 Prozent männlich und 20 bis 50 Jahre alt. International werden Milliardenbeträge umgesetzt, was Geldwäsche bedingt. Die untersten Ebenen der Schlepper werden auch mit Drogen statt Barem entlohnt.

Zusammenhang zwischen Schlepperei und Menschenhandel

Eher außergewöhnlich, aber umso erschütternder ist der Fall einer durch österreichisch-deutsche Kooperation gefassten Pakistanerin, die 33 Kinder aus ihrem Heimatland nach Deutschland geschleust und dort zum Teil verkauft hat. "Bei einigen Kindern ging es um Familienzusammenführung. Es fanden sich aber auch Verbindungen in die Stricherszene", sagte Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt. An diesem Beispiel zeigte sich der Zusammenhang zwischen Schlepperei und Menschenhandel. Beim einen geht es um den illegalen Grenzübertritt gegen hohes Entgelt, beim anderem um die Ausbeutung.

199 der gefassten Schlepper waren Rumänen, 72 Prozent Slowaken und 69 Österreicher, danach folgten in der Reihung der Nationalitäten Tschechen und Ukrainer. Rumänen bildeten auch die Spitze der ebenfalls in dem Bericht erfassten "rechtswidrig eingereisten" oder "rechtswidrig aufhältigen" Personen, das sind zum Beispiel Menschen, die ihren legalen Aufenthalt "überzogen" haben und bei der Ausreise erwischt werden. Insgesamt waren das 26.321, um 45 Prozent mehr als 2005. Vier Fünftel von ihnen waren Rumänen. (APA)