Dublin - Die britische Armee hat am Dienstag ihren letzten gepanzerten Wachturm in Nordirland abgebaut. Ein Kran riss den eisernen, würfelförmigen Turm ab, der mit einer Höhe von mehr als sechs Metern die Polizeistation in Crossmaglen in der Bezirk Armagh überragte.

Mit dem symbolträchtigen Schritt nähert sich die Provinz weiter dem Ziel, alle sichtbaren Erinnerungen an den 30-jährigen Konflikt zu tilgen. Nach dem 1997 verkündeten Waffenstillstand der IRA hat Großbritannien seine Militärpräsenz in Nordirland drastisch reduziert und 2000 mit dem Abriss der Wachtürme begonnen, die überall in Dörfern, Ortschaften und auf dem Land standen.

Militärhilfe einstellen

Großbritannien will bis Ende Juli die gesamte Militärhilfe für die nordirische Polizei einstellen. Bis dahin sollen auch alle britischen Soldaten die Polizeiwache in Crossmaglen verlassen, wo mit dem Turm nun bereits die letzte bedeutende Militäreinrichtung im Süden des Bezirks Armagh verschwand. "Das ist im Herzen dessen, was das 'Banditen-Land' genannt wurde", sagte eine Armee-Sprecherin. "Die Zeit schreitet voran, es ist unglaublich."

In vielen Gegenden Nordirlands, wo die Polizei früher in Panzerwagen patrouillierte, sind die Beamten inzwischen zu Fuß oder auf Fahrrädern unterwegs. Das Militär eskortiert die Polizei aber weiterhin in einigen katholischen Hochburgen, wo der Widerstand gegen die britische Herrschaft und eine von Protestanten dominierte Polizei am stärksten geblieben ist.

In Nordirland haben sich irische Nationalisten in ihrem Kampf für ein vereintes Irland mehr als drei Jahrzehnte lang einen blutigen Kampf mit Sicherheitskräften und pro-britischen Extremisten geliefert. Etwa 3600 Menschen starben in dem Konflikt, der im wesentlichen mit einer Friedensvereinbarung von 1998 zu Ende ging. Zum Höhepunkt der Auseinandersetzungen im Jahr 1972 waren 27.000 britische Soldaten in Nordirland stationiert. Jetzt sind es noch 7700 Soldaten, Ende Juli sollen dort noch 5000 verbleiben. (APA/Reuters)