"Sie hatten einen manischen Verfolgungswahn", schildert Giovanni Calesini die Gewohnheiten der 15 am Montag in Italien verhafteten mutmaßlichen Terroristen. Der Chef der Antiterror-Ermittler lobt die "Spitzenleistung" der Polizei, die "ohne neueste Technologien nicht vorstellbar wäre".
Die Mitglieder der Terrororganisation pflegten sich im Freien zu treffen. Zu den Begegnungen an vorher vereinbarten Wochenenden reisten sie meistens mit dem Zug an, den sie mehrmals wechselten.
Sie aßen in chinesischen Restaurants, weil ihnen dort das Abhörrisiko am geringsten schien. Dass ihre Vorsichtsmaßnahmen vergeblich waren, konnten die 15 nicht ahnen. Noch weniger, dass sie bei einer nächtlichen Schießübung in der Gegend von Rovigo von der Polizei gefilmt wurden. Calesini: "Sie schossen nachts und sammelten bei Tag die Patronen ein."
Seit zwei Jahren wurden alle von der Polizei beschattet, ihre Gespräche abgehört. Kopf der Gruppe ist ein alter Bekannter der Polizei aus dem Umfeld der Roten Brigaden: Alfredo Davanzo. Nach einer Verurteilung zu zehn Jahren Haft hatte er sich nach Paris abgesetzt, wo er 1998 festgenommen, aber bald wieder freigelassen wurde. Der heute 49-Jährige lebte unter falschem Namen in Raveo, einem Dorf in den karnischen Alpen nahe der österreichischen Grenze. Das nicht beheizbare Haus hatte ihm ein Bekannter zur Verfügung gestellt. Davanzo hat sich nach seiner Festnahme als politischer Häftling erklärt.
Für den Ostersonntag dieses Jahres plante die Gruppe einen Anschlag auf die rechtsgerichtete Tageszeitung Libero in Mailand. Ein Mitglied der Gruppe in einem abgehörten Gespräch: "Am Ostermontag erscheint die Zeitung nicht. Da können wir den Laden ungestört hochgehen lassen."