22 Grad unter null zeigte am Dienstag in der Früh das Thermometer im Auto, man nennt es schon Murmeltier, das Thermometer. Zwar ist nur dem Sensor kalt, seit man das Auto ansteckt über Nacht und die Standheizung arbeitet. Aber so weit ist der Weg vom Quartier in Åre-Björnen zum Holiday Club am Åresjön, wo die Berichterstatter arbeiten, auch wieder nicht, dass es sich auszahlen würde, die Mütze abzunehmen. Abgesehen davon trägt man sie gern. Dankend angenommen hat man sie in grauer Vorzeit, also zu Beginn dieser WM, als jede Menge Mützen verteilt wurden vorm Zielstadion. Die mitgebrachte hatte nämlich den durch keinen Vorteil wettzumachenden Nachteil, dass sie sich bei bestem Willen und mit voller Kraft nicht vollständig über beide Ohren ziehen ließ. Hej, sagen die Menschen in Åre, wenn sie einem begegnen. Hej, grüßt man zurück, und es kommt gar nicht so selten vor, dass sie Hej Hej sagen, worauf man mit einem ebenso freundlich ausgerufenen Hej Hej erwidert. Es ist nichts leichter, als neidische Blicke von Kollegen auszuhalten, aber in der langen Zeit der kurzen Tage häuften sie sich, die neidischen Blicke, schießlich wird nicht jedem, der durch Åre schlendert, immer wieder ein Hej oder ein Hej Hej zugerufen. Der Verdacht dräute, dass diese Wertschätzung nicht dem individuellen Wert des Gegrüßten allein zuzuschreiben ist. "Glaubst", frug man einen der vielen Nichtgegrüßten, "glaubst, liegt das an der Mütze?" Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die an sich schwarze Mütze von vielen gelben Kreuzen auf blauem Hintergrund geziert wird, und vorne in der Mitte Ski Team Sweden eingestickt ist. "Woran denn sonst?", sagte der Ungegrüßte. (Benno Zelsacher - DER STANDARD PRINTAUSGABE 14.2. 2007)