Die Chemikerin erforscht einerseits die molekulare Struktur der Lipoproteine und entwickelt andererseits mit ihrer Arbeitsgruppe im Rahmen des Projektes "Nano-Health" liposomale Nanopartikel. Diese dienen als Nutzfahrzeuge oder molekulare Schutzhülle, um Medikamente sicher und zuverlässig an ihren Wirkort zu bringen, sowie als biologische Marker für bildgebende Verfahren, die Krankheiten im Frühstadium sichtbar machen.
Interdisziplinarität, ein gemeinsames Ziel und die Aussicht auf medizinischen Fortschritt faszinieren Ruth Prassl an ihrer Arbeit - sowie der "kleine Rest wissenschaftlicher Freiheit, das zu tun, was mich interessiert". Die Klagenfurterin des Jahrgang 1959 wollte immer schon etwas Naturwissenschaftliches studieren und entschied sich für Chemie an der Uni Graz.
Am Thema Lipoproteine als Auslöser für Atherosklerose wird dort schon jahrzehntelang mit entsprechender Expertise gearbeitet. Als junge Wissenschafterin war es für sie "ein Vergnügen, an einem für mich neuen, interessanten und medizinisch relevanten Forschungsprojekt mitarbeiten zu dürfen", und deshalb ist sie auch noch heute dabei.
Ein bisschen Glück
Als erfolgreiche Forscherin muss man "engagiert, motiviert und initiativ sein und braucht Mitarbeiter, denen das Projekt gleich viel Freude bereitet wie einem selbst". Wichtig ist auch "eine fundierte Grundausbildung und ein bisschen Glück", so Prassl. Eine wichtige Stütze für "die wissenschaftliche Karriere, mein Forschungsprogramm und die Finanzierung des Teams" war und ist der Wissenschaftsfonds.
Für Ruth Prassl beginnt die Arbeit bereits um sieben Uhr, wenn die Kinder, die das Gymnasium besuchen, auf dem Weg in die Schule sind. Elektronische Post erledigt sie, bevor "es hektisch wird". Kommunikation wird bei den wöchentlichen Meetings groß geschrieben, wo "Termine, Erfolge und Misserfolge der vergangenen Woche besprochen und Pläne für die nächste Woche erstellt werden". Die meiste Zeit verbringt sie vor dem Computer, schreibt Anträge, Protokolle oder Berichte und korrigiert Publikationsentwürfe. Für eigene praktische Arbeiten im Labor bleibt wenig Zeit.
Ende 2006 wurde sie mit dem "Eminent Scientist of the Year Award" ausgezeichnet. Besonders freute sie sich darüber, dass der Preis die Initialzündung für mehr Medieninteresse an der Arbeit ihrer Forschungsgruppe war.