Das Verhalten des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider in der ermüdenden und peinlichen Ortstafelgeschichte ist, höflich formuliert, von einer zunehmenden intellektuellen Inkontinenz geprägt. Die bezieht sich gar nicht so sehr auf seine Ausfälle gegen den "rot-schwarzen Richterstaat", der es wagt, seinen Aufgaben ungeachtet des Titels und Standes Haiders nachzugehen.

Auch die larmoyante Selbstdarstellung als verfolgte Unschuld, die man als Markenzeichen seit seinen politischen Anfängen kennt, fällt weniger ins Gewicht als durch Abnützungserscheinungen auf. Vollends geschenkt sei ihm der Boykott des Villacher Faschings, so sehr ihn der im Innersten vielleicht schmerzen mag, hatte sich Haider unter den Narren dort doch stets sehr wohl gefühlt. Aber die, unbotmäßig und frech geworden, werden seine Abwesenheit wohl verkraften. Sie sind ja nicht verrückt.

Nein, wirklich seltsam und weltfremd wirkt seine Ankündigung, eine neue Ortstafelverordnung zu erlassen, die rechtskonform sein soll, aber keine zweisprachigen Aufschriften vorsieht. Das wäre einem Haider in politischer Hochform so nicht herausgerutscht. Denn erstens enthält die Ansage das Zugeständnis, dass seine bisherigen diesbezüglichen Aktivitäten nicht rechtskonform waren. In der Staatsanwaltschaft wird man das bestimmt interessiert wahrnehmen. Und zweitens weiß auch Haider längst, dass rein deutschsprachige Ortstafeln im zweisprachigen Gebiet eben nicht rechtskonform sind. Warum sonst hätte er selbst bei seinem Taferlversetzen die slowenische Ortstafel im Miniaturformat unter der deutschen anbringen lassen?

In sich schlüssig ist das längst nicht mehr. Ob sich hier kindischer Trotz mit Altersstarrsinn mischt, der auf sein Justament pocht, mag gründliche Analysen in dafür kompetenten Fachkreisen anregen. Politisch gesprochen nähert sich Haider dem Zustand, vor dem man sich in seinem Geschäft hüten sollte - nämlich selbst von seinen Gegnern bemitleidet zu werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.2.2007)