Die börsenotierte Telekom Austria (TA), die einen Einstieg beim größten griechischen Telefonanbieter Hellenic Telecom (OTE) prüft, empfängt dieser Tage Vertreter der US-Investmentbank Merrill Lynch, die von der griechischen Regierung mit der weiteren Privatisierung der OTE beauftragt wurde. In Montenegro hingegen, wo heute die Bewerbungsfrist für die dritte Mobilfunklizenz ausläuft, bewirbt sich die Mobilfunktochter Mobilkom Austria, die neben Österreich bereits in Bulgarien, Kroatien, Slowenien, Serbien und Liechtenstein tätig ist, nach eingehender Prüfung nun doch nicht.

Vorstellungen

"Vertreter der OTE-Beraterbank kommen dieser Tage zu uns, damit wir uns gegenseitig die jeweiligen Vorstellungen präsentieren", sagte TA- und Mobilkom-Chef Boris Nemsic gestern, Dienstag, Abend am Rande der Handymesse "3GSM World Congress" in Barcelona zur APA. Dem OTE-Projekt werde sich die Telekom Austria "in nächster Zeit genauer widmen", kündigte Nemsic an. Merill Lynch war auch mit den Börsegang der Telekom Austria im November 2000 befasst. Die OTE würde strategisch sehr gut zur TA passen, zumal sie auch in Mazedonien, Rumänien und Albanien tätig ist.

März

Der Zeitplan der OTE-Privatisierung sieht vor, dass bis März die Bedingungen für den Verkauf stehen und bis Jahresmitte der Käufer fest steht. Die TA will beim Verkauf von bis zu 20 Prozent der Anteile an OTE mitbieten, das Paket wird mit einem Wert von 2,5 bis 3 Mrd. Euro bewertet. Für einen Einstieg bei der OTE müssten aber die "Bedingungen" genau stimmen, neben dem Kaufpreis etwa auch die Kontrollmöglichkeiten, betonte Nemsic. Dass man in Mazedonien, wo die OTE den zweitgrößten Betreiber besitzt und die TA kürzlich die dritte Handylizenz gekauft hat, doppelt vertreten wäre, wäre noch das "kleinste Problem". Abseits der OTE werde es in Zukunft immer wieder Akquisitionsmöglichkeiten im südosteuropäischen Raum geben, wenn große Netzbetreiber kleinere Beteiligungen abgeben würden, meinte Nemsic.

Rechtliche Schritte gegen Lizenzentscheidungen in Slowakei und Kosovo gesetzt

Kämpferisch gibt sich die Telekom im Kosovo und in der Slowakei, wo die Mobilkom bei der Vergabe von Handylizenzen leer ausging. In der Slowakei hatte man rechtliche Schritte gegen die Vergabe der Handylizenz an die spanische Telefonica gesetzt. Ende dieser Woche dürfte eine Vorentscheidung darüber fallen, ob die Lizenz neu ausgeschrieben wird oder ob sie an den Zweitgereihten - nämlich die TA - vergeben wird, erfuhr die APA aus Unternehmenskreisen. Auch gegen die Vergabe der zweiten Handylizenz im Kosovo, die an das kosovarische Konsortium Kosmocel ging, das offenbar keine Telekomlizenz besitzt, habe das Unternehmen Beschwerde beim kosovarischen Regulator, bei der UNO und bei der EU-Kommission in Wien eingebracht, hieß es.

Kein Angebot hat die TA-Gruppe hingegen für die dritte Handylizenz in Montenegro gelegt, wo heute die Bewerbungsfrist abläuft. Montenegro scheint angesichts der geringen Einwohnerzahl von 600.000 Einwohnern und der relativ hohen Penetration nicht so attraktiv: "Das ist eine Frage der Perspektive", sagte Nemsic.

Wettbewerb

In Serbien, wo die Mobilkom im November 2006 die dritte Handylizenz erworben hat, werde man spätestens am 1. Juni starten, kündigt Nemsic an. Serbien habe 7,5 Mio. Einwohner, die Penetration sei sehr niedrig, der Wettbewerb zwischen den beiden großen Betreibern Telenor und MTS nicht groß, berichtete der mit dem Aufbau der Serbien-Tochter beauftragte ehemalige Marketingchef der Mobilkom, Alexander Sperl.(APA)