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Helmut Elsner: Nach der Überstellung zumindest für 14 Tage in U-Haft.

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Seine erste Nacht in Österreich hat der ehemalige Bawag-Chef Helmut Elsner im Wiener Landesgericht in Verwahrungshaft verbracht. An die Haftanstalt muss sich Elsner wohl vorübergehend gewöhnen. Denn die Untersuchungsrichterin Gerda Krausam hat am Mittwoch wegen Fluchtgefahr Untersuchungshaft über Elsner verhängt. Die erste Überprüfung dieser Haft erfolgt in 14 Tagen. Gegen diesen Schritt Einspruch erhoben hat am Mittwoch Elsners Anwalt Wolfgang Schubert.

Elsner solle gegen Kaution freigelassen werden. Als Kaution sollte jene Million Euro verwendet werden, die der Industrielle Martin Schlaff für Elsner in Frankreich hinterlegt habe, so Schubert. Zum Vorwurf der Fluchtgefahr sagte Schubert, dass diese nicht bestehe (siehe Interview).

Chance zum Plaudern

Der 71-jährige Elsner, der bereits für diesen Freitag vor den Banken-Untersuchungsausschuss geladen ist, weilt aufgrund seiner Herzbeschwerden bis auf Weiteres im Spitalsbereich des Gefangenenhauses Josefstadt. Dort teilt er sein Zimmer mit einem zweiten Patienten, damit er "jemanden zum Plaudern" hat, sagt Anstaltsleiter Major Josef Gramm.

"Vorbehaltlich" der weiteren Entwicklung werde Elsner vorerst in der Krankenanstalt des Gefangenenhauses bleiben, erklärte der Leitende Staatsanwalt Karl Drexler. Sollte er "ausreichend gesund sein", könnte Elsner nach Drexlers Angaben in weiterer Folge auch in einen normalen U-Haftraum verlegt werden. Sollte sich der Gesundheitszustand dagegen dramatisch verschlechtern, werde man Elsner in ein öffentliches Spital bringen. Dort würde er unter Bewachung stehen.

Eingefrorene Konten

Auf den ehemaligen Bawag-Chef wartet nicht nur der wohl größte Betrugsprozess des Landes. Auch sein früherer Brötchengeber, die durch Milliardenspekulationen angeschlagene Bawag P.S.K., und der bisherige Bank-Eigentümer ÖGB wollen Geld und Vermögenswerte zurück. Erste Schadenersatzverhandlungen haben bereits stattgefunden. Zumindest auf Teile von Elsners Vermögen hat die Justiz bereits die Hand drauf: Im Juli 2006 waren die Privatkonten von Elsner bei der Bawag eingefroren worden. Auch auf seine Privatstiftungen "Birdie" und "Gambit" hat Elsner keinen Zugriff mehr.

Keinen Zutritt hat Elsner auch zu seiner Wiener Penthouse-Wohnung am Dach der Bawag-Zentrale in der Wiener Seitzergasse . Diese Immobilie beansprucht die Bank und hat gegen Elsner und seine Frau Ruth Räumungs- und Exekutionsklagen eingebracht.

Dass der ehemalige Bawag-Generaldirektor Elsner Dienstagabend nach Wien überstellt wurde, freut neben Justizbeamten auch so manchen Bawag-Kunden. "Das ist erfreulich, jetzt kann juristisch Klarheit entstehen", sagt eine Kundin. Dass Herr Elsner sich sehr auskunftsfreudig zeigen wird, wird aber bezweifelt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.2.2007)