Die Wissenschaftler waren im Auftrag der Regierung tätig und konnten für ihren Bericht "Williges Belgien" bisher ungenutzte Quellen einsehen. Ihre "Studie beweist, was schon lange vermutet wurde", erklärte der flämische Rundfunk VRT: "Der belgische Staat trägt eine Mitschuld an den Deportationen der Juden aus dem eigenen Land während des Zweiten Weltkriegs." Dabei war "der Schritt von passiver zu aktiver Kollaboration schnell getan", wie der Direktor des Forschungszentrums, Rudi Van Doorslaer, feststellte.
25.000 belgische Juden verschleppt
Von 56.000 Juden, die zu Beginn des Krieges in Belgien lebten, wurden nach Angaben des wallonischen Rundfunksenders RTBF rund 25.000 in deutsche Konzentrationslager verschleppt. Nur 1.200 hätten den Holocaust überlebt. Der Studie zufolge begannen die Deportationen kurz nach dem 10. Mai 1940, als Deutschland die überwiegend deutschsprachigen Kantone Eupen, Malmedy und St. Vith in Ostbelgien annektierte.
Die Forscher arbeiteten drei entscheidende Etappen der Judenverfolgung in Belgien heraus. Im Oktober und November 1940 entschieden Zentralverwaltung und oberste Justiz demnach auf Wunsch der Nazis, alle Juden von den lokalen Behörden registrieren zu lassen. Im Sommer 1942 habe sich die Stadt Brüssel geweigert, den Judenstern auszuteilen. Die Polizei von Antwerpen hingegen habe selbstständig 1.243 Juden festgenommen und an die Nazis übergeben.