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Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

Berlin - Er gilt als einer der wegweisenden Filmemacher des amerikanischen Kinos. US-Regisseur Arthur Penn (84) wird am Donnerstag bei der Berlinale mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Sein Gangsterdrama "Bonnie and Clyde" war 1967 ein Welterfolg und gilt als Klassiker. Die Bezeichnung "Truffaut des US-amerikanischen Films" ist die vielleicht kürzestmögliche Charakterisierung seines Stils.

Penn versuchte im Umfeld Hollywoods, was der französische Kollege für die Filmkunst seiner Heimat tat: eine Erneuerung des Kinos in Richtung Realismus, weg von den Traditionen der Traumfabrik, hin zur kompromisslosen Reflexion der Wirklichkeit. "Bonnie and Clyde" (1967) belegt dies wohl am eindrücklichsten. Noch 40 Jahre nach der Uraufführung ist die Ballade vom Aufstieg und Untergang eines Gangster-Paares so faszinierend wie damals ­ als Thriller, als Psychostudie und als Auseinandersetzung mit der staatstragenden Bigotterie des Mittelstandes im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Mit diesem Film wurde Penn zum "Hollywood-Rebellen".

Bekannt geworden war er nach Lehrjahren am Theater, beim Rundfunk und beim Fernsehen einige Jahre zuvor allerdings aus weniger gutem Grund: Produzent und Hauptdarsteller Burt Lancaster feuerte ihn als Regisseur des Reißers "Der Zug" (1963). Der verwöhnte Star, so wurde kolportiert, ertrug es nicht, dass Arthur Penn ihn zur Darstellung eines vielschichtigen Charakters statt eines glamourösen Muskelprotzes bringen wollte. Verhindern konnte das unangenehme Zwischenspiel den Aufstieg des Regisseurs nicht.

Penn wurde 1922 als Sohn eines Uhrmachers in Philadelphia geboren. Einen Großteil seiner Ausbildung erhielt er in Italien, in Perugia und Florenz, bevor er am berühmten Actor's Studio in New York City studierte. Einmal gefragt, welcher Regisseur für ihn eine Vorbildwirkung gehabt habe, nannte er sofort den grüblerischen Schweden Ingmar Bergman. Und tatsächlich: Einiges von dessen fast psychoanalytischer Schärfe in der Zeichnung von Figuren findet sich immer auch bei Penn. Seine Figuren sind immer gebrochene Helden. Es sind Menschen im Zwielicht zwischen persönlich motivierter Selbstaufgabe und gesellschaftlich begründeter Außenseiterrolle, wie zum Beispiel auch der Indianer in "Little Big Man" (1969) oder der Detektiv in "Die heiße Spur" (1975).

Im Gegensatz zu Burt Lancaster wussten viele andere Schauspieler Penns Engagement für realistische Darstellungsweisen sehr zu schätzen. Stars wie Faye Dunaway, Warren Beatty, Marlon Brando, Gene Hackman, Dustin Hoffman zählen ihn zu den besten seines Fachs und ließen sich gern von ihm leiten. Der in der Öffentlichkeit wortkarge Brando sagte dazu einmal: "Arthur Penn lässt die Schauspieler immer gut aussehen ­ im intellektuellen Sinn. Er lässt uns Menschen, Individuen sein und keine Marionetten der Industrie. Damit ist der Mann eine große, wohltuende Ausnahme im Filmgeschäft." (APA/dpa)