Wien - Wolfgang Schubert, der Verteidiger des ehemaligen, inzwischen in U-Haft genommenen BAWAG-Generaldirektors Helmut Elsner, legt Wert auf die Feststellung, dass sich sein Mandant seine in Frankreich attestierten Herzprobleme keineswegs mit Gefälligkeitsgutachten "erkauft" habe. "Es existiert kein einziges Privatgutachten, das sich mit dem Gesundheitszustand Herrn Elsners beschäftigt. Alle Gutachten wurden in Frankreich von Gerichtssachverständigen eingeholt und vom Gericht bezahlt. Der Vorwurf von Gefälligkeitsgutachten entbehrt daher schon deswegen jeder Grundlage", stellte Schubert am Donnerstagnachmittag gegenüber der APA klar.

Elsner habe "keinen einzigen Eurocent dafür bezahlt, dass jemand seinen Gesundheitszustand schriftlich beurteilt", betonte Schubert. Vielmehr wären in einem französischen Gerichtsgutachten "die schwere Herzerkrankung Herrn Elsners, der bestehende dringende Operationsbedarf und die dadurch gegeben fehlende Transportfähigkeit" festgestellt worden, sagte der Anwalt.

Rasche Aufklärung

Eine rasche Aufklärung der Umstände der Erkrankung des ehemaligen Bawag-Chefs Helmut Elsner hat der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Reiner Brettenthaler, am Donnerstag eingemahnt. Da sich bei einer Untersuchung Elsners durch einen österreichischen Arzt letztlich doch zumindest die Transportfähigkeit des Verdächtigen herausgestellt habe, seien weitere kritische Untersuchungen des Gesundheitszustandes im Inland und deren sorgfältiger Abgleich mit den französischen Gutachten "mehr als interessant", erklärte Brettenthaler in einer Aussendung. Jedenfalls bedürften die französischen Gutachten einer "genauen Kontrolle".

"Sollte sich nach Vorliegen der hiesigen Gutachten die Mutmaßung ergeben, dass die medizinischen Privatgutachten aus Frankreich fragwürdig sind, sollte die österreichische Staatsanwaltschaft jedenfalls eine Anzeige wegen Verdachts von Gefälligkeitsgutachten bei der französischen Ärztekammer, dem Conseil National de l'Ordre des Medecins, in Paris erwägen", regte der österreichische Ärztekammer-Chef an.

Privatgutachten

Elsner habe sich fünf Monate lang mit Hilfe - dem Vernehmen nach teurer - medizinischer Privatgutachten gegen seine Auslieferung gewehrt, jedoch nur einen Teil seines Frankreich-Aufenthalts im Spital verbracht, verweist Brettenthaler auf entsprechende Zeitungsberichte. Letztlich habe der Chefarzt einer österreichischen Krankenversicherung vor Ort die Transportfähigkeit des Ex-Bawag-Chefs festgestellt. (APA)