Hamburg - Trotz der harten Einschnitte bei der angeschlagenen US-Tochter Chrysler ist das Thema "Trennung" bei DaimlerChrysler offenbar noch nicht vom Tisch.

"Tatsache ist, dass wir die Optionen, die wir haben, untersuchen", sagte Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag in Stuttgart. Sowohl für Mercedes als auch für DaimlerChrysler müsse ein besserer Weg gefunden werden. Für ihn wäre eine mögliche Trennung aber eine schwierige Entscheidung, sagte Zetsche. Der Manager stand fünf Jahre an der Spitze von Chrysler.

Zetsche verteidigte den geplanten Abbau von 13.000 Stellen bei der US-Tochter als notwendigen Schritt. Die am Mittwoch vorgestellten Maßnahmen stärkten Chrysler und brächten das Unternehmen nach vorn. Dabei kosteten sie "leider Gottes" Arbeitsplätze, sagte der Vorstandschef.

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"Dr. Z." - er kann alles, er weiß alles, er regelt alles. Derart selbstironisch war Daimler-Chrysler-Vorstandschef Dieter Zetsche als Comicfigur in der US-Werbung aufgetreten, als er noch allein für die mittlerweile wieder höchst defizitäre Sparte Chrysler in den USA zuständig war. Doch dort, wo sich Zetsche bis zu seinem Wechsel nach Stuttgart als harter Sanierer profiliert hatte, ist wieder sein ganzer Einsatz gefragt.

Chrysler steht wirtschaftlich so schlecht da, dass mittlerweile der ganze Konzern dadurch belastet wird. Als Zetsche bei der Jahrespressekonferenz des deutsch-amerikanischen Autobauers im amerikanischen Auburn Hills klar machte, dass die Konzernführung "alle Optionen" erwägt, - also auch eine Abspaltung von Chrysler - feierte die Börse das am Donnerstag mit einem Kursfeuerwerk. "Tatsache ist, dass wir die Optionen, die wir haben, untersuchen", wiederholte Zetsche unmissverständlich am Donnerstag. Die Aktie ging um bis zu fünf Prozent nach oben und kam dabei auf Werte wie seit dem Mai 2002 nicht mehr.

Prozess verloren

Dazu beigetragen hat auch ein Gerichtsprozess, den DaimlerChrysler-Aktionäre am Donnerstag verloren. Das Oberlandesgericht Stuttgart entschied, dass der Konzern rund 100 klagenden Anlegern keinen Schadenersatz zahlen muss. Diese hatten geklagt, weil sie der Meinung sind, DaimlerChrsysler habe den Abgang von Zetsches Vorgänger als Vorstandsvorsitzender, Jürgen Schrempp, am 28. Juli 2005 zu spät vermeldet. Danach stieg der Kurs der Aktie nach oben und die Aktionäre sind der Ansicht, das Unternehmen müsse nun für den ihnen entgangenen Kursgewinn aufkommen. Dies war das erste Verfahren dieser Art gegen ein börsennotiertes Unternehmen in Deutschland.

Doch dieser Prozess ist für Zetsche nur ein kleiner Trost. Sollte es tatsächlich zum Verkauf kommen, bei dem sein Vorgänger Schrempp auf der Suche nach einer "Welt AG" 1998 eingestiegen war, muss er das Sorgenkind aufhübschen, um Investoren zu finden. Zunächst ist dafür ja der Abbau von 13.000 Arbeitsplätzen in den USA geplant. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer bleibt jedenfalls skeptisch: "Chrysler war nie ein wirklich stabiler Gewinnbringer." (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.2.2006)