Wenn es stimmt, dass jede Epoche die Idole hat, sie sie verdient, dann ... äh, ja was dann?
Redaktion
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Wenn es stimmt, dass jede Epoche die Idole hat, sie sie verdient, dann ... äh, ja was dann? Egal. Als am Donnerstag um 14 Uhr Paris Hilton die Bühne der Lugner-City betrat, gab es für rund 4000 Teenager zwischen acht und 70 kein Halten: Das Haus pfiff, kreischte, drängte und streckte Transparente ("Paris you´re great") oder den Oberkörper (mit Paris-Hilton-T-Shirt) hoch. Oben, auf der Bühne, setzte das globale Fräuleinwunder dazu seinen weltberühmten Teflon-Grinser auf: Wären da nicht Tretgitter und Securitypersonal gewesen, die Bühne, auf der Hilton Dosen und CDs mit Autogramm verteilte, wäre gestürmt worden. Mancher "Fan" hatte vier Stunden Warten hinter sich: "Ich steh auf ihre Filmchen", gestand der 16-jährige Marcel und konnte so deutlich mehr über seine Motive sagen, als viele andere.
Aber vielleicht ist ja auch das "Malling" das, was Hilton mit ihren Fans verbindet: Zuvor, bei jenem Dingsbums, das Richard Lugner keck "Pressekonferenz" genannt hatte, hatte Hilton die Frage, was sie von Wien denn sehen werde, grandios pariert: "Ich habe einen schönen Ausblick aus dem Hotel. Und ich würde so gern in der Lugner City shoppen gehen."
Kein Genierer
Das war nicht der Höhepunkt vor 20 Kamerateams und dreimal soviel Fotografen: Lugners demonstrierten, dass man sich mit grottenschlechtem Englisch vor einem US-Gast genauso wenig genieren muss wie mit "interessantem" Deutsch ("die meistfotografierteste Frau der Welt") daheim. Und Moderator Markus Pohanka (ORF) ließ die einzige relevante Frage zwischen "können sie Walzer tanzen?" (Hilton: "Ich hatte als Kind Tanzunterricht") und "Mögen sie Klassik?" (Hilton: "Musik hilft mir beim einschlafen.") nicht nicht beantworten - sondern übersetzte sie nicht: "Werden sie Unterwäsche tragen?" fragte ein ungarischer TV-Mann. Auf deutsch. Nach sehr kurzer Zeit war alles vorbei, ein paar Flugblätter kamen geflogen und Paris ging.
Ein deutscher Reporter brachte die Sache dann auf den Punkt: "Hilton ist die Antwort auf eine Frage, die zu stellen niemandem jemals einfallen würde. Bloß: Was tun wir hier eigentlich?" (DER STANDARD print, 16.2.2007)
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