"Zentrale Einrichtungen wie Universitäten müssen rein ins Zentrum der Städte", meinte Jörn Walter, Oberbaudirektor der Stadt Hamburg, angesichts der Wiener Bestrebungen, universitäre Einrichtung in die großen Stadtentwicklungsgebiete außerhalb der Innenstadt zu bringen. "Wenn man Städte kreativ halten will, muss man die jungen Leute ins Stadtbild bringen. Auch Touristen sollen sehen, dass gelernt wird, dass es nicht nur Grauhaarige gibt", sagte Walter in Hinblick auf die Außenwahrnehmung von Städten.

Das Areal am Flugfeld Aspern im Nordosten Wiens solle ein weiteres Stadtzentrum bilden, erklärte der Wiener Planungsstadtrat Rudolf Schicker. Auch wegen der Vernetzungsmöglichkeiten mit Wirtschaft und Forschung sowie der Nähe zu Bratislava sei es "durchaus überlegenswert, dort universitäre Einrichtungen anzusiedeln". Für Universitäten wäre eine Ansiedlung in einem Stadtentwicklungsgebiet eine "Win-Win-Situation", jedoch nur im Kontext mit der Bewahrung der traditionellen Standorte, sagte Thomas Madreiter, Leiter der MA 18 (Stadtentwicklung und -Planung).

Standort-Konzept

Die Stadt Wien hat vergangenen Sommer ein Standortkonzept für Universitäten in Auftrag gegeben. Mögliche Standorte sind etwa das Flugfeld Aspern, die Muthgasse in Döbling oder die Donaucity, doch ist die Planung noch nicht abgeschlossen. Grundsätzlich gelte für die Unis in Wien, dass die Med-Uni, die Haupt-Uni oder die Technische Universität in der inneren Stadt bleiben und möglicherweise zu einem "City-Campus-Vienna" ausgebaut werden, sagte Madreiter. Die Bevölkerungsstruktur werde sich in den kommenden Jahren ändern und die Stadt werde wachsen, weswegen eine Fokussierung auf die innerstädtischen Standorte nicht funktionieren werde, gab Madreiter zu bedenken. Im Sommer hatte die TU entschieden, ihren Standort am Karlsplatz nicht aufzugeben, die Wirtschaftsuniversität hingegen will von ihrem Standort im 9. Wiener Gemeindebezirk weg. Über den künftigen Standort hüllt man sich in Schweigen. (mil, kri, DER STANDARD Printausgabe, 16.2.2007)