Rom - 26 Agenten des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, denen die Entführung des ägyptischen Terrorverdächtigen Abu Omar vorgeworfen wird, sollen sich in Mailand vor Gericht verantworten. Die Anklageerhebung verfügte Untersuchungsrichterin Caterina Interlandi am Freitag. Der Prozess soll am 8. Juni in Mailand beginnen. Vor Gericht muss sich in dem Fall auch der Ex-Chef des italienischen Militärgeheimdienstes SISMI, Nicolo Pollari, verantworten.

Den Antrag Pollaris auf eine Vernehmung von Italiens Ministerpräsident Romano Prodi als Entlastungszeuge lehnte die Untersuchungsrichterin ab. Interlandi befand, dass die Aussagen des Regierungschefs sowie des Ex-Premiers und heutigen Oppositionschefs Silvio Berlusconi für die Verteidigung Pollaris nicht ausschlaggebend seien.

Seit Monaten ermittelt der Mailänder Staatsanwalt Armando Spataro wegen möglicher Verwicklungen zwischen dem SISMI und der CIA untereinander bei der Verschleppung des Imams Abu Omar. Spataro ist der Ansicht, dass der italienische Militärgeheimdienst über drei Jahre hinweg eine Desinformationskampagne darüber geführt hat.

Der vor wenigen Tagen aus ägyptischer Gefangenschaft freigelassene Abu Omar erklärte sich bereit, vor der italienischen Justiz aussagen. Der islamische Geistliche war nach Ermittlungen der italienischen Staatsanwaltschaft im Februar 2003 von CIA-Agenten in Mailand auf offener Straße entführt und über den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland (Pfalz) nach Ägypten gebracht worden, wo er nach eigenen Angaben gefoltert wurde. Ihm wurden Verbindungen zu internationalen Terrornetzwerken vorgeworfen. (APA)