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Foto: Jeff J Mitchell/Getty Images
San Francisco - Der vom Menschen ausgelöste Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Erde und muss so schnell wie möglich verlangsamt werden. Mit dieser Forderung begann am Donnerstag (Ortszeit) die Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in San Francisco (US-Staat Kalifornien). Unter der Leitung seines Präsidenten Prof. John Holdren hat der Vorstand der weltgrößten Forscher-Vereinigung am Sonntag eine Warnung zu den alarmierenden Klimaveränderungen herausgegeben: Die Erderwärmung sei "eine wachsende Bedrohung für die Gesellschaft", es gebe Beweise, dass "der vom Menschen verursachte weltweite Klimawandel jetzt passiert". Je länger man mit dem Kampf gegen die globale Erwärmung warte, desto teurer werde er sein, erklärten die Wissenschaftler.

Gletscherschmelze

In einer der ersten Pressekonferenzen der Konferenz am Donnerstag sagten Experten voraus, dass einer der größten Gletscher Perus in nur fünf Jahren geschmolzen sein wird. Der Qori-Kalis-Gletscher gehört zur größten Eisdecke in den Tropen und hat den Angeben zufolge im vergangenen Jahrzehnt rund 60 Meter pro Jahr verloren. Anfang der neunziger Jahre habe seine Schmelzrate noch bei sechs Metern gelegen, berichtete der US-Paläoklimatologe Lonnie Thompson von der Universität Ohio. Laut Thompson findet der Prozess mit einer Geschwindigkeit statt, wie sie die Erde seit tausenden Jahren nicht mehr erlebt hat.

Harvard-Professor Holdren forderte die Teilnehmer auf, sich "massiv" dafür einzusetzen, dass der rapide Klimawandel zumindest verlangsamt wird, "bevor die schlimmen Konsequenzen nicht mehr aufzuhalten sind". In seiner Eröffnungsrede sagte Holdren: "Die globale Erwärmung ist eine Tatsache, für die wir Menschen zu einem erheblichen Teil mitverantwortlich sind und die uns in eine gefährliche Richtung treibt." Seinen Worten nach lassen die wissenschaftlichen Daten ganz klar erkennen, dass die größte Bedrohung für die Erde von dem schnellen Anstieg ihrer Temperatur kommt.

Holdren nannte die Beweise für die Erwärmung der Erde und deren Konsequenzen "absolut überwältigend". Sollten in den kommenden zehn Jahren nicht drastische Maßnahmen ergriffen werden, sei die Entwicklung wohl "irreversibel".

Migration

Der Klimawandel treibt Pinguine der Antarktis weiter in Richtung Südpol. Das berichtete Prof. Berry Lyons von der Ohio State University in Columbus (USA) bei der Tagung. Esels- und Kehlstreifen-Pinguine hätten ihren Lebensraum weiter nach Süden verschoben und bevölkerten nun auch Reviere der Adeliepinguine, berichtete Lyons. Ursache sei der Rückgang des Eises an den Rändern der Antarktis, erklärte der Polarforscher.

Beobachtungen in der Nähe der US-amerikanischen Palmer-Station in der Antarktis wiesen zudem darauf hin, dass sich die Region langsam erwärme. Weiter berichtete Lyons, dass die Krillvorkommen - riesige Schwärme kleiner Krebse und Nahrungsgrundlage vieler anderer Meeresstiere - rückläufig seien. "Diese Faktoren werden großen Einfluss auf die Dynamik des Eises und das fragile Ökosystem haben", warnte der US-Forscher.

Hintergrund

Das viertägige Forum wurde nach AAAS-Angaben von etwa 10.000 Forschern und 1.000 Journalisten aus 60 Ländern besucht. AAAS steht für American Association for the Advancement of Science. Der Forschervereinigung gehören Wissenschaftler in aller Welt an, die Konferenz gilt als größtes interdisziplinäres Wissenschaftlerforum weltweit. (APA/dpa)