Lüderitz - In Namibia, der früheren Kolonie Deutsch-Südwestafrika, wird am Wochenende der Niederschlagung des Nama-Aufstands und speziell der Enthauptung von Chief Cornelius Frederick vor hundert Jahren gedacht. An den zweitägigen Feierlichkeiten in Lüderitz wollen Hunderte Nama, darunter auch Nachfahren Fredericks, und der deutsche Botschafter Arne von Kittlitz teilnehmen, der eine Botschaft der Versöhnung verlesen will. Die Enthauptung von Chief Frederick am 16. Februar 1907 geschah auf dem Höhepunkt der Unterdrückung der Nama, die in der deutschen Kolonialzeit (1884-1915) als Hottentotten bezeichnet wurden. Zwischen 1903 und 1908 wurden rund 10.000 Nama getötet.

Nahezu die Hälfte des Nama-Volkes sei bei der Unterdrückung des Aufstandes getötet worden, "die meisten in Konzentrationslagern", sagte Fredericks Nachfahre David Frederick im Vorfeld der Gedenkfeiern. Die Nama, die von burischen Siedlern vom Kap Richtung Norden verdrängt worden waren, lebten im 19. Jahrhundert im Süden der entstehenden deutschen Kolonie und im Norden Südafrikas. Schon zu Beginn der Einwanderung deutscher Siedler leisteten sie Widerstand, ab 1903 setzte eine große Revolte ein.

Gedenkstätte

Auf der kleinen Insel Shark Island nahe der Hafenstadt Lüderitz, auf der Chief Frederick enthauptet und zahlreiche Nama interniert wurden, gibt es eine Gedenkstätte für die Opfer der Kolonialherrschaft. "Die Leute starben wie Fliegen", sagte die 68-jährige Anna Fleermuis, deren Großmutter in dem Lager ums Leben kam. "Einige Leichen wurden den Haien im Atlantik zum Fraß vorgeworfen."

Der Anatomieprofessor Eugen Fischer untersuchte bei einem Aufenthalt in der Kolonie 1907 insgesamt 770 Häftlinge, um die angebliche Überlegenheit der Weißen über die Schwarzen zu belegen. Sein 1913 veröffentlichtes Buch zählt zu den Vorläufern der Nazi-Propaganda über die deutsche Herrenrasse. Vor zwei Jahren kündigte Deutschland ein Entwicklungsprogramm für die in der Kolonialzeit unterdrückten Völker mit einem Finanzvolumen von 20 Millionen Euro an. (APA)