Berlin/Bremen - Der bayrische Innenminister Günther Beckstein hat die Union davor gewarnt, sich vom traditionellen Familienbild zu distanzieren. "Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass es nur darum geht, Kinder möglichst schnell nach der Geburt einer sozialen Einrichtung anzuvertrauen", sagte der CSU-Politiker dem "Tagesspiegel am Sonntag". Die Entscheidung von Eltern, zur Erziehung von Kindern zu Hause zu bleiben, sei "zu hundert Prozent zu unterstützen", mahnte der designierte Ministerpräsident.

Kinderbetreuung

Die Pläne von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) zum Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen nannte Beckstein dennoch "richtig und notwendig", denn auch er sehe in der Infrastruktur für außerfamiliäre Betreuung noch Defizite. Auch der familienpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Johannes Singhammer (CSU), nannte das Vorhaben nur konsequent nach der Einführung des Elterngelds. Bei ihrer Rückkehr in den Beruf müssten Mütter und Väter wissen, wie ihre Kinder betreut würden, sagte er am Samstag im rbb-Inforadio.

Wertehierarchie

Andererseits sei aber "ganz ganz wichtig für uns, dass kein Modell der Kinderbetreuung bevorzugt wird in einer Art Wertehierarchie", betonte Singhammer. Die klassische Familie, in der die Mutter, "gelegentlich auch der Vater", für längere Zeit zur Kindererziehung zu Hause bleibe, dürfe nicht diskriminiert und als verzopft hingestellt werden. Sie müsse Respekt und Anerkennung erfahren. Die Diskussion innerhalb der Union spielte der CSU-Politiker herunter.

Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck kritisierte unterdessen die Familienministerin von der Leyen wegen fehlender Vorschläge für ihre Pläne zum Ausbau der Kinderbetreuung. Er sei sehr dafür, dass die CDU-Politikerin dieses Thema ständig im Munde führe, so Beck auf einem Landesparteitag der Bremer SPD. Doch "nur Versprechungen zu machen, die nicht gedeckt sind, hilft keinen Millimeter weiter", fügte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident hinzu. Beck kündigte an, die SPD werde im März ein finanziertes Konzept für das Recht auf einen beitragsfreien Platz in einer Kinder-Tagesstätte ab dem zweiten Lebensjahr vorlegen. (APA/AP)