Rom/Vicenza - Zehntausende Menschen - 200.000 laut den Organisatoren, 40.000 laut Polizei - haben sich am Samstag an einer Großdemonstration gegen den Ausbau des US-Militärstützpunktes Ederle in Vicenza beteiligt. Die Demonstration, zu der linksradikale und pazifistische Gruppierungen sowie die Grünen aufgerufen hatten, verlief friedlich. Lediglich ein Molotow-Cocktail wurde gegen ein Polizeibüro geworfen. Die Teilnehmer entsprachen den Appellen von Linkspolitikern, die wiederholt vor Vandalenakten und Gewalt bei der Demonstration gewarnt hatten.
Mehrere Parlamentarier und Intellektuelle, wie der Parteichef der Italienischen Kommunisten, Oliviero Diliberto, und Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo beteiligten sich an der Kundgebung. Die Demonstranten riefen Slogans gegen die USA und gegen die Außenpolitik der italienischen Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsident Romano Prodi. Einige Demonstranten entrollten Spruchbänder mit Texten für ein sofortiges Ende der italienischen Militärmission in Afghanistan.
Mehrere Geschäfte blieben aus Angst vor Ausschreitungen in Vicenza geschlossen. Die Polizei sorgte für den friedlichen Zustrom der Demonstranten vom Bahnhof zur Innenstadt. Hubschrauber kreisten ununterbrochen über der Demonstration.
Regierungschef Prodi hatte kurz vor Beginn der Demonstration zur Ruhe gemahnt. "Demonstrationen sind das Salz der Demokratie, sie müssen aber friedlich sein", sagte er in einem Radiointerview. Seine Regierung hat bereits die Genehmigung für die Erweiterung der US-Basis erteilt.
Prodi hatte aber die Demonstration auch kritisiert und Mitglieder seines Kabinetts aufgefordert, sich nicht daran zu beteiligen. Es habe zur Erweiterung des Stützpunktes eine bejahende Entscheidung gegeben, die Regierung könne daher nicht gegen sich selbst marschieren bzw. demonstrieren, meinte Prodi, nachdem einige Unterstaatssekretäre der linksradikalen Grünen und der altkommunistischen Rifondazione ihre Teilnahme an der Kundgebung angekündigt hatten.
Die Demonstration gilt als Manifestation der Spannungen zwischen den anti-amerikanischen linksradikalen Parteien und den gemäßigten Gruppierungen der Koalition um Prodi.