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Maurice Papon

Foto; REUTERS/Charles Platiau/Files
Paris - Der französische Nazi-Kollaborateur Maurice Papon (96) ist Angaben seines Anwalts Francis Vuillemin nahe Paris gestorben. Er war am Dienstag wegen Problemen mit seinem Herzschrittmacher in einer Klinik östlich von Paris operiert worden.

Papon hatte als Generalsekretär der Präfektur von Gironde 1942-44 die Verhaftung und Deportation von jüdischen Menschen aus Bordeaux und Umgebung nach Auschwitz organisiert. In den sechziger Jahren, während des Algerienkriegs, war er unter Charles de Gaulle als Polizeipräfekt von Paris dafür verantwortlich, dass am 17. Oktober 1961 eine friedliche Demonstration von 30.000 Algeriern in Paris mit Waffengewalt zerschlagen, 12.000 verhaftet und Hunderte in die Seine geworfen wurden.

Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Erst Jahrzehnte später wurde seine Tätigkeit während der NS-Besatzung bekannt. Im April 1998 wurde Papon wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Verurteilung floh er zunächst in die Schweiz, wurde dort aber gestellt und trat im Oktober 1999 seine Haftstrafe an. Aus Gesundheitsgründen wurde er 2002 vorzeitig aus der Haft entlassen. Danach lebte er in seiner Geburtsstadt Gretz-Armainvilliers bei Paris im Departement Seine-et-Marne.

Der Vorsitzende des jüdischen Studentenbundes in Frankreich (UEJF), Benjamin Abtan, sagte, der Papon-Prozess sein ein "Schlüsselereignis" für das Holocaust-Gedenken in Frankreich gewesen. Papon bleibe aber nicht allein als "Verbrecher" in Erinnerung, sondern auch als "Symbol der Verantwortung des französischen Staates bei dem Versuch der Vernichtung der Juden Europas". (red/APA)