Bild nicht mehr verfügbar.

Mario Matt und die Goldene wurden von Freundin Andrea angelacht.

Foto: APA/ Parigger
"Wenn ich nach Hause komme, denke ich selten ans Skifahren. Ich habe auch keine Zeit dazu. Die Pferde machen viel Arbeit. Aber es ist sehr schön, wenn man in den Stall rein geht, und das Reiten ist sehr entspannend."

Winters denkt Mario Matt (27) sehr viel ans Skifahren, beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Schuh und Ski und Mensch. Das Puzzle, welches ihn nun schon geraume Zeit beschäftigt, hat er im Dezember zu seiner Zufriedenheit gelöst, seitdem schmückte er in jedem Slalom das Podest. Und beim WM-Slalom, bei dem nur 25 von 74 Teilnehmern regelkonform das Ziel erreichten, siegte er dank zweier Laufbestzeiten mit erstaunlichen 1,81 Sekunden Vorsprung. "Ich war nie in Gefahr, sagte Matt, der Adler vom Arlberg, der aus Flirsch auf der Tiroler Seite stammt. "Aber wenn ich sage, dass ich nach dem ersten Lauf gewusst habe, dass ich siege, wäre das ein bisschen überheblich. Aber übermäßig riskiert habe ich nicht bei den schwierigen Stellen im zweiten Lauf."

An der der skisportlich historischen Tat, den Slalom-WM-Titel nach sechs Jahren wieder zu holen, kann er sich nicht sonderlich ergötzen. "Das ist eine angenehme Nebenerscheinung", sagt Matt, "wichtiger ist es, dass ich wieder zur Weltspitze gehöre."

Dieser war er lange Zeit ferngeblieben. Schuld daran sind die Folgen eines Sturzes beim Einfahren 2002 in Kitzbühel. "Zuerst habe ich mir nichts gedacht", erinnert sich Matt, "aber beim Start kegelte ich mir die Schulter aus, und alle Bänder rissen." Ein Trainer wunderte sich damals, dass Matt brüllend an ihm vorbei gefahren war, bis ins Ziel. Operation, Saison vorbei. Beim darauffolgenden Sommertraining warf es ihn in Neuseeland schon wieder auf die rechte Schulter. Operation, Saison vorbei. "Ich hatte dann Probleme, ich wusste ja nicht, was passiert, wenn ich wieder auf die Schulter falle."

Alles wurde gut. "Verzweifelt war ich nie", sagt Matt, "auch in Bormio nicht, als ich eine Woche mit Fieber im Bett gelegen bin." Ende 2005 fand er beim Weltcupfinale in Lenzerheide zurück zum Sieg.

"Ich habe immer meine Gründe gehabt, habe immer gewusst, warum es nicht klappt. Andere brauchen vielleicht einen Psychologen, ich brauchte das nie, war immer stark genug."

Viel habe sich geändert beim Material in den vergangenen sechs Jahren, das führte zu einem kürzeren Schwung, zu einer direkteren Linie. "An meiner Technik habe ich eigentlich nichts umgestellt." In seinem Empfinden hat sich schon etwas geändert. "Diesen Erfolg erlebe ich bewusster. Damals ist alles von selber gegangen, ich kam in den Weltcup, habe gleich gewonnen, und dann der WM-Titel in St. Anton, vor der Haustür. Das wird es nie wieder geben."

Die ersten Erfolge und der damit verbundene Geldsegen erfüllten schließlich auch einen Lebenstraum. "Ich habe schon als Kind Pferde sehr gern gehabt. Aber ich habe nie eines bekommen." Vor sechs Jahren kaufte er sich seinen ersten Vollblut-Araber, jetzt hat er 17, ist ein erfolgreicher Züchter, gewann schon Schönheitspreise mit seinen Pferden. "Aber mein Geld verdiene ich mit dem Skifahren." (Benno Zelsacher aus Åre, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 19. Februar 2007)