Österreich hat 75 Prozent der Medizin-Studienplätze für Inhaber heimischer Maturazeugnisse reserviert und nur 20 Prozent für andere EU-Bürger. Damit soll der Zustrom deutscher Studenten, die in ihrer Heimat keinen Studienplatz bekommen, gebremst werden. Österreichs Strategie hat derzeit zwei Schwerpunkte. Zum einen sucht Hahn Verbündete: Neben Deutschland, das sich mit der Quotenregelung einverstanden erklärt hat, soll auch Belgien gewonnen werden. In Belgien sitzen in manchen Studiengängen bis zu 80 Prozent Franzosen. Ähnliche Quotenregelungen wie in Österreich haben auch Belgien ein EuGH-Verfahren eingebracht.
Mit den Kommissaren sondierte Hahn die rechtlichen Möglichkeiten, die Österreich zur Verteidigung hat. Die Quotenregelung gilt in Brüssel unter den aktuellen Voraussetzungen als "unhaltbar", hieß es in Kommissionskreisen.
Österreich müsste nachweisen, dass die deutschen Studenten wirklich nach einigen Semestern wieder in ihre Heimat zurückkehren und Österreich damit mittelfristig ein Ärztemangel droht. Das ist allerdings bis jetzt aufgrund fehlendem statistischen Material nicht gelungen. Ob es rechtlich möglich wäre, Absolventen der österreichischen Medizinunis zu verpflichten, für eine gewisse Zeit - beispielsweise für den Turnus - in Österreich zu arbeiten oder alternativ die Ausbildungskosten zurück zu bezahlen, wird derzeit gerade überprüft.
6650 Bewerber
Der Zustrom von deutschen Studienwerbern an die österreichischen Medizin-Universitäten hält indessen auch heuer an. Bei der noch bis Freitag (23. Februar) Mitternacht laufenden Internet-Voranmeldung für die Teilnahme an den Eignungstests in Wien, Innsbruck und Graz haben sich bisher rund 6650 Personen für die 2500 Studienplätze registriert, davon rund 2400 (36 Prozent) aus Deutschland. In Innsbruck sind sogar 57 Prozent der Studienwerber Deutsche, in Wien beträgt ihr Anteil 30 und in Graz 20 Prozent, wie man an den drei Medizin-Unis laut APA mitteilte.