Bei einer der schlimmsten Gewaltwellen seit Ausbruch der Unruhen in Südthailand vor fünf Jahren kamen in der Nacht auf Montag mindestens neun Menschen ums Leben. 28 Bomben und drei Mordanschläge zielten gegen Touristen, Behörden und Infrastrukturanlagen ab. Bangkok verstand die Anschlagswelle als Warnung. Die Bomben hätten weit mehr Opfer fordern können, sagte der Innenminister.

Südthailands Chinesischstämmige feierten gerade ihr Neujahr, als die zwölfstündige, koordinierte Anschlagswelle am Sonntagabend begann. Hospitäler wurden mit Dutzenden von Verletzten überschwemmt. Ziel der Anschläge waren Karaoke-Bars, Hotels, Strom- und Telefonanlagen. Ein Major wurde beim Verlassen seines Hauses getötet, drei weitere Menschen wurden von vorbeifahrenden Attentätern niedergestreckt. Eine Bombenserie hatte es zuletzt zu Silvester gegeben.

Seit dem Ausbruch der Gewalt im Jahr 2002 wurden in Südthailands Unruheprovinzen Narathiwat, Pattani, Songkhla und Yala fast 2000 Menschen ermordet. Die Regierung beschuldigt muslimische Separatisten, die vom benachbarten Malaysia aus operieren würden. Doch bisher trat noch keine Rebellengruppe mit konkreten Forderungen an die Öffentlichkeit.

Beobachter führten die ersten Gewaltausbrüche auf Konflikte um die Neuverteilung von lukrativen Schmuggelrouten zurück, in die Thailands Sicherheitskräfte traditionell verwickelt sind. Der im September 2006 gestürzte Premier und frühere Polizist Thaksin Shinawatra, so hieß es, habe diese Geschäfte an eigene Leuten übergeben und seinen Einfluss über das einzige Gebiet in Thailand festigen wollen, das fest in der Hand der oppositionellen Demokraten blieb. Doch der Konflikt nahm eine unerwartete Richtung: Die wiedererwachten Separatisten im Süden sprangen offenbar auf den fahrenden Zug auf. (Daniel Kestenholz aus Bangkok/DER STANDARD, Printausgabe, 20.2.2007)