Paris/London/Tel Aviv/Berlin - Die diplomatischen Versuche der USA, Auswege aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu finden, stehen am Montag im Mittelpunkt überwiegend skeptischer internationaler Pressekommentare:
  • "Le Figaro" (Paris):

    "Gewöhnlich verschwendet Condoleezza Rice ihre Energien nicht für Krisen, die nicht lösbar sind. Wenn sie heute in Jerusalem ist, um den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und den israelischen Ministerpräsident Ehud Olmert zu treffen, dann deshalb, weil sie meint, dass sich die Situation ändern könnte. Das gibt Hoffnung. Doch die amerikanische Diplomatie im Irak zeichnet sich durch eine Niederlage aus und steht vor einer Konfrontation mit dem Iran. Also versucht sie nun über den israelisch-palästinensischen Konflikt voranzukommen. Doch leider kann im Nahen Osten die verlorene Zeit kaum aufgeholt werden. Condoleezza Rice engagiert sich zu spät auf einem Gebiet, dessen Komplexität sie erst zu entdecken scheint."

  • "The Daily Telegraph" (London):

    "Fünf Jahre sind vergangenen, seit Washington die so genannte Roadmap lanciert hat, doch über deren ersten Paragrafen ist niemand hinausgekommen. Auf dem Papier gibt es diesmal alles zu gewinnen. Alle drei Teilnehmer haben einen Interesse am Erfolg. Solange die Hamas in der Regierung ist, gibt es keine große palästinensische Ablehnungsbewegung, die gegen jedes mögliche Abkommen hetzt. Das garantiert noch keinen Erfolg: aber die Gespräche können zumindest beginnen."t

  • "Haaretz" (Tel Aviv):

    "Letztendlich hat Israel am meisten zu verlieren, wenn es weiterhin keinen Frieden gibt. Um den zu erreichen, genügt es nicht, der anderen Seite - also der Hamas - eine Hinhaltetaktik vorzuwerfen, denn damit lassen sich keine Terroranschläge verhindern. Israel muss sich anstrengen, um den politischen Prozess zu beschleunigen, damit der Kreislauf von Gewalt, Opfern und Verzweiflung endlich durchbrochen wird. Die israelische Führung muss darum sich selbst und die Bevölkerung auf einen gewagten und weitsichtigen politischen Plan vorbereiten - selbst wenn die Bedingungen für dessen Umsetzung noch nicht vorhanden sind."

  • "Süddeutsche Zeitung" (München):

    "Die Erwartungen an den Nahost-Gipfel an diesem Montag wurden schon zuvor derart gedämpft, dass selbst die sonst jeder Friedenshoffnung gegenüber aufgeschlossene Tageszeitung 'Haaretz' sarkastisch wurde. Bei dem von Condoleezza Rice moderierten Spitzentreffen sei alleine tröstlich, dass die US-Außenministerin mit einem kleineren Flugzeug anreise, wodurch die Umwelt weniger belastet werde. Im Hohn steckt ein Kern Wahrheit. Der Verdacht liegt nahe, dass der Gipfel ablenken und nur Schmuckfotos produzieren wird, denn selten in den vergangenen Jahren waren Israelis und Palästinenser von einer Einigung weiter entfernt als heute. Abbas und Olmert taugen nicht für einen Gipfel, vielmehr sind sie Totengräber des Friedensprozesses."

  • "Frankfurter Rundschau":

    "Es geht Washington dabei mehr um das demonstrative Herausstellen seiner politischen Bemühungen im Nahen Osten als darum, eine Zwei-Staaten-Lösung inhaltlich zu realisieren. Salopp ausgedrückt kommt es den USA primär darauf an, den schlechten Eindruck in der Welt, den ihr Vorgehen im Irak hinterlassen hat, zu kaschieren, ohne die Israelis zu vergrätzen. Ein inzwischen bekanntes Muster."

  • "Der Tagesspiegel" (Berlin):

    "Trotz der Einigung der Palästinenserfraktionen in Mekka und einer neuen Initiative der USA stehen die Chancen für eine Wiederaufnahme des Nahost-Friedensprozesses schlecht. Ziel der neuen diplomatischen Initiative der USA war eine Wiederaufnahme des vor sechs Jahren abgebrochenen Friedensprozesses. Doch angesichts der unversöhnlichen Positionen zwischen Israel und der islamistischen Hamas zeichnet sich bisher keine Änderung der Lage ab, welche die Region seit einem Jahr immer weiter ins Chaos stürzt."

  • "Thüringer Allgemeine" (Erfurt):

    "Beim heutigen Nahost-Dreiergipfel in Jerusalem wird am Ende einmal mehr die Ernüchterung weit größer sein als die Bewegung in der Sache. So ermutigend das Übereinkommen von Hamas und Fatah in Mekka auch gewesen sein mag, so unzureichend ist es. Die USA und Israel sollten dennoch nicht länger den Druck auf Abbas erhöhen. Wird der Präsident, der intern ohnehin nicht den leichtesten Stand hat, weiter geschwächt, droht ihnen der einzige politisch seriöse Verhandlungspartner auf palästinensischer Seite auch noch abhanden zu kommen." (APA/dpa)