Wien - Funktioniert in Österreich noch gesellschaftliche Solidarität in medizinischer Hinsicht? Die Nagelprobe dafür ist das Blutspendewesen. Doch hier schlägt das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) Alarm. "Die Zahl der Spender ist in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland seit 2004 um sechs Prozent zurück gegangen. Die Zahl der Erstspender seit 2000 um 35 Prozent, von 17.000 auf 10.000", sagte der Stellvertretende ÖRK-Generalsekretär Werner Kerschbaum.

Kampagne für junge Menschen

Jährlich werden in Österreich rund 500.000 Blutspenden gebraucht. Aber nur 3,8 Prozent der Österreicher spenden regelmäßig Blut. Mit dem demografischen Wandel und den geltenden Altersgrenzen für Erstspender von 60 und Mehrfachspender von 65 Jahren stößt das System an seine Grenzen. Es fehlt speziell an jungen Menschen, die nachfolgen. Kerschbaum: "Was uns zugute kommt, ist, dass mit der Ressource Blut immer sorgsamer umgegangen wird. Wir haben einen etwa gleich bleibenden Bedarf. Aber wir brauchen 'frisches Blut'."

Hilferufe werden zur Routine

Bei pro Tag von der Zentrale für Wien, Niederösterreich und das Burgenland bereitgestellten rund 500 bis 600 Konserven von roten Blutkörperchen und einer maximalen Lagerfähigkeit von jeweils 42 Tagen will man den Bedarf von zehn bis zwölf Tagen auf Lager haben. Der ÖRK-Funktionär: "Im vergangenen Juli hatten wir einen extremen Engpass. Anstatt 7.000 bis 8.000 Blutkonserven auf Lager hatten wir nur noch 1.000." Auf akute Spendenaufrufe reagieren die Österreicher spontan, doch werden Hilferufe zur Routine, wirken sie nicht mehr.

Spender sollen Spender werben

Deshalb startet das ÖRK jetzt unter dem Titel "Blutspenden bringt's" eine neue Werbekampagne, bei der speziell junge Menschen angeworben werden sollen. Es geht um die langfristige Absicherung des Spenderpools. Spender sollen Spender werben. Unterstützung gibt es dabei von einer ganzen Reihe von Promis.

Society Unterstützung

Toni Polster: "Blutspenden ist wichtig, weil man es selbst einmal brauchen kann. Es sollte keine Engpässe geben." ORF-Moderator Wolfram Pirchner, der vor Jahren mit der Tochter eines Freundes durch seine Bereitschaft zum Blutspenden zum Überleben verholfen hat, sprach von einem Akt selbstverständlicher gesellschaftlicher Solidarität: "Es ist genau so unfassbar, dass die Bereitschaft zu spenden, im Sinken begriffen ist." Die Kampagne wird unter anderem über Medien, Plakate, T-Shirts publik gemacht. (APA)