Umweltminister Josef Pröll hat seine Klimastrategie überarbeitet, soll heißen: Er hat die Klimaziele aufgeweicht. Österreich wird sich weiterhin nicht an das Kyoto-Protokoll halten. Im Gegenteil, die CO2-Emissionen werden steigen. Pröll bittet um Verständnis, der Wirtschaft seien die jetzigen Auflagen schon jetzt zu viele. Die Grünen und das BZÖ sind empört. Den Grünen kann man das glauben, dem BZÖ – misst man es an seiner Umweltpolitik als Regierungspartei - sicher nicht.

Österreich wird weiterhin mehr Schadstoffe ausstoßen als es das Kyoto-Ziel vorschreibt und sich den Überschuss von anderen Ländern erkaufen. Zertifikathandel sagt man dazu heute. Im Mittelalter hieß das Freikaufen von Sünden noch Ablasshandel. Sollte es tatsächlich in naher Zukunft einen Umweltreferenten geben, wie ihn Alfred Gusenbauer einfordert, dann könnte der sich - um beim Ablasshandel zu bleiben - als Martin Luther der Klimapolitik in Szene setzen und in Österreich ein Ende des Emissionshandels einfordern. Was dagegen spricht ist die Realpolitik und die parteiliche Bindung des Referenten. Was dafür spricht ist hingegen der Zeitpunkt: Klimawandel ist das Thema der politischen Saison.

Al Gore plant etwa nach seiner erfolgreichen Dokumentation „Eine unangenehme Wahrheit“ ein riesiges Rock-Konzert zu Gunsten der Umwelt auf die Beine zu stellen. Alle Medien sind voll mit Klimathemen und das Volk sensibilisiert wie schon seit den Untergangstheorien der 80er-Jahre nicht mehr. Der Umweltreferent hätte die Sympathien also klar auf seiner Seite. Und ganz nebenbei auch noch die von Sparmeister Wilhelm Molterer, der bei den heute begonnen Budgetverhandlungen auf eine „restriktive Budgetpolitik“ setzen will. Immerhin ist der Zertifikathandel keine billige Angelegenheit.