Eisenstadt/Wien – Die staatliche Förderbank AWS muss sich wieder auf einen Großschaden einstellen: Die im burgenländischen Neusiedl am See ansässige Maize Technologies International (MTI) hat bis zu 30 Millionen Euro in den Sand gesetzt und ist vor dem Konkursrichter gelandet. Die AWS gab Garantien im Volumen von rund sieben Mio. Euro, die nun mit hoher Wahrscheinlichkeit schlagend werden, erfuhr der Standard aus Unternehmenskreisen. Wie hoch die Passiva des vor Jahren via Buy-out aus dem Pharmariesen Aventis herausgekauften Biotech-Unternehmens sind, konnte Masseverwalter Michael Wagner drei Tage nach Einbringung des Konkursantrags nicht beziffern. Auch nicht, wie viel von den 21,5 Mio. Euro Stammkapital noch da sei. Ob eine Fortführung des auf die Entwicklung schädlingsresistenter, ertragreicher Maissorten abgestellten Betriebs, zu dessen Gläubigern der burgenländische Betriebsansiedler Wibag und die Raiffeisenlandesbank zählen, möglich ist, ist offen. Theoretisch könnte es einen Asset-Deal aus dem Konkurs geben, sagt Wagner.

Die einzige Sorge der AWS sind Ausfälle wie jener in Neusiedl freilich nicht. Denn in der staatlichen Förderbank sind bereits die Vorboten des anstehenden Eigentümerwechsels spürbar. Wie aus dem Entwurf zur Novellierung des AWS-Gesetzes hervor geht, können die künftigen Hälfteeigentümer, also Verkehrs- und Wirtschaftsministerium, je drei Aufsichtsratsmitglieder bestellen. Der bisherige AWS-Alleineigentümer, das Finanzministerium, wird auf die Entsendung von zwei Aufsichtsratsmitgliedern zurückgestutzt; bisher waren es vier gewesen. Damit ist klar, dass demnächst eine Umfärbewelle beginnt. Zur Disposition stehen nicht so sehr die Sozialpartner-Vertreter (ÖGB, Industriellenvereinigung, Wirtschafts- und Arbeiterkammer nominieren weiterhin für je ein Mandat), als die Vertrauensleute der alten Regierung. Während FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth, Infineon-Finanzchefin Monika Kircher-Kohl und Bawag-Vorstand Stephan Koren eher nicht um ihre Sitze fürchten müssen, gelten der Klagenfurter Steuerberater Günther Pöschl, Manfred Pletzer und Uni-Professor Herbert Kofler (er ist AWS-Vizepräsident und Doktorvater von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser) als sichere Ablösekandidaten.

Chefposten bald frei

Ob das regierungsbildungsbedingte Revirement im zwölfköpfigen Kontrollgremium auch gleich zur Neubesetzung der zweiköpfigen Geschäftsführung genützt wird, ist nicht überliefert. Gelegenheit dazu gäbe es bald, denn die Verträge der beiden Geschäftsführer Horst Bednar und Peter Takacs laufen im September aus. Wiewohl offiziell keiner politischen Partei nahe stehend, würden die beiden der großkoalitionären Farbenlehre entsprechen: Takacs war vor seiner Tätigkeit in der Finanzierungsgarantiegesellschaft seinerzeit im Kabinett von Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner, und Bednar, langjähriger Leiter der betrieblichen Arbeitsmarktförderung im Wirtschaftsministerium, wurde stets der roten Reichshälfte zugerechnet. Mit 65, merkt man, Bednar betreffend im Wirtschaftsministerium keck an, sei freilich auch der Ruhestand eine mögliche Variante, die ins Auge gefasst werden könnte. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.2.2007)