Luise Ungerboeck

KOMMENTAR
Frosch bleibt Frosch
Die Telekom Austria hat den Umbau von einem beamteten Monopolbetrieb zu einem marktorientierten Dienstleistungs- konzern erst zum Teil geschafft. Von Eric Frey
Wien - Die Latte, die sich die Regierung selbst hoch gelegt hat, beginnt zu wackeln. Es sei nicht mehr auszuschließen, dass im Herbst nur zehn Prozent der Telekom Austria (TA) am Aktienmarkt platziert werden und nicht die angepeilten 25 Prozent, erfuhr DER STANDARD aus regierungsnahen Kreisen.

Die Gründe: Erstens lege sich der Minderheitseigentümer Telecom Italia (TI) gegen dieses Vorhaben quer und zweitens würde der Wiener Kapitalmarkt ein Viertel der Telekom nicht verkraften, was wiederum einer Verschleuderung staatlichen Vermögens gleichkommen würde. Konkrete Aussagen dazu werde es erst nach der Regierungsklausur am 8. August geben, sagte ein Insider.

Hinzu kommt, dass die Meldungen, die TI wolle vom Viertel- zum Hälfteeigentümer aufstocken, nicht verstummen wollen. Laut den Indiskretionen aus dem Wiener Finanzministerium will TI-Chef Roberto Colaninno mehr vom Österreich-Kuchen, seine italienischen Vorstandskollegen hingegen nicht. Die Vermittlungen laufen, heißt es.

"Regierungsnahe Kreise sind derzeit nicht am Zug", kontert ÖIAG-Finanzvorstand und Telekom-Aufsichtsratschef Johannes Ditz. Eine Festlegung auf Prozente sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend. Man arbeite mit dem Vorstand intensiv am Börsegang - und liege voll im Plan, betont Ditz. Nachsatz: "Derartige Spekulationen sind mehr als entbehrlich."

Revidierung für Telecom Italia nicht ungelegen

Die Revidierung des ehrgeizigen Plans, den die Regierung mehrfach öffentlich verkündet hat, dürfte Minderheitseigentümer Telecom Italia (TI) nicht ungelegen kommen, denn dieser kann einem groß angelegten Börsegang offenbar nur wenig abgewinnen. Was Ditz heftig bestreitet, die Differenzen mit dem Partner lägen im üblichen Rahmen.

Konkret, sagen Insider, spieße es sich beim Business-plan, den das seit April werkende TA-Management beim heute, Freitag, stattfindenden Eigentümertreffen vorlegen soll. Nach dem Gewinneinbruch im Vorjahr auf 3,5 Milliarden Schilling (254,35 Mio. EURO) droht heuer abermals mehr als eine Halbierung. Keine allzu rosigen Aussichten für die Italiener, die endlich eine Dividende sehen wollen, nachdem sie vor eineinhalb Jahren 27,3 Mrd. S eingebracht für ihre Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) hatten.

Für Sprengstoff sorgt auch die längst überfällige Umstrukturierung. Von der im April angekündigten Internettochter gibt es bis dato nur einen - unaussprechlichen - Dot-com-Namen: Jet2web.net GesmbH. Unter diesem sollten, dem Beispiel internationaler Telekom-Konzerne (wie Telecom Italia, Anm.) folgend, sämtliche Internetaktivitäten von Telekom, Mobilkom, Datakom und A-Online gebündelt werden.

Gespaltene Zunge

In der Telekom Austria zeichnet sich aber nur eine "kleine" Lösung ab: Mobilkom und Datakom geben ihre Portale excite und atropolis.at an die Mutter ab, sonst bleibt alles beim Alten. Die Datakom dürfte den Business-to-Business-Bereich inklusive dem technischen Equipment und dem Abrechnungssystem (!) behalten und der Konzern dürfte auch künftig mit gespaltener Zunge sprechen.

Eine zweite neue TA-Tochter wird mit den Personalagenden betraut. Sie soll ein Vehikel sein für umzuschulende Mitarbeiter oder solche, die im Sozialplan aufgefangen werden müssen.