Wien - Der Iran könnte nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) innerhalb der nächsten sechs Monate zu einer massenhaften Anreicherung von Uran in der Lage sein. "Es können sechs Monate sein, es kann ein Jahr sein", sagte IAEO-Chef Mohamed ElBaradei der "Financial Times" (Dienstagausgabe). Der Iran könne innerhalb der nächsten Monate 3.000 Zentrifugen betreiben. Allerdings könne es sein, dass das Land noch zehn Jahre davon entfernt ist, eine Atombombe zu bauen.

"Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Erlangen der Fähigkeit zur Anreicherung und der Entwicklung einer Bombe", sagte ElBaradei. Nach Angaben von Diplomaten hat der Iran bereits das für die Anreicherung notwendige Gas Uranhexafluorid (UF6) in seine Anlage in Natanz gebracht, wie die Nachrichtenagentur AFP am Montag erfuhr.

ElBaradei wollte am Dienstag in Wien mit dem Chefunterhändler für das iranische Atomprogramm, Ali Larijani, zusammenkommen. Der UN-Sicherheitsrat hatte im Atomstreit mit dem Iran Ende Dezember nach monatelangen Verhandlungen einstimmig die Resolution 1737 verabschiedet. Diese sieht Strafmaßnahmen gegen Teheran vor, falls der Iran bis Mittwoch nicht sämtliche atomare Aktivitäten einstellt, die zur Weiterverbreitung von Atomwaffen führen könnten. Das gilt auch für die Arbeit an Projekten für Schwerwasserreaktoren. Die IAEO soll am Freitag einen Bericht vorlegen, aus dem hervorgeht, ob der Iran den Forderungen nachgekommen ist. (APA)