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Die Airbus-Mitarbeiter warteten seit Monaten auf eine klare Aussage des Vorstands, wie hart sie das angekündigte Sparprogramm trifft.

Foto: APA/dpa/Kay Nietfeld
"Wir wollen keine betriebsbedingten Kündigungen", versicherte Villepin am Dienstag, aber man komme im Rahmen des Sparprogramms nicht um die Streichung von 10.000 Stellen herum. Der Mutterkonzern EADS wollte dies nicht kommentieren.

Laut französischen Medienberichten sind Spannungen unter den EADS-Aktionären schuld an dem neuen Zwist, der Airbus nach den Lieferverzögerungen beim Riesen-Airbus A380 und Rücktritten in der Führungsriege bereits in die dritte Krise binnen weniger Monate stürzt: Louis Gallois, Co-Präsident von EADS und Vorsteher von Airbus in Personalunion, scheiterte offenbar bei dem Versuch, seinen Sparplan "Power 8" von den deutschen Aktionären DaimlerChrysler sowie anderen privaten und behördlichen Investoren absegnen zu lassen.

Einsparungen von fünf Milliarden bis 2010

Gallois betonte in einem Communiqué, es gehe nun darum, "die nationale Fragen" zu überwinden. Er habe Vorschläge vorgelegt, die er "aus industrieller wie auch aus technologischer Sicht für ausgewogen" halte. "Mein Wunsch ist, dass die Vorschläge zu dem Konsens führen mögen, den wir so dringend benötigen", meinte er in einem Tonfall, der fast an seinen Vorgänger – und heutigen Peugeot-Chef – Christian Streiff erinnert. Dieser war bei dem Versuch gescheitert, die bittere Pille namens "Power 8" von den EADS-Aktionären genehmigen zu lassen.

Geplant ist ein Abbau der Kosten von fünf Mrd. Euro bis 2010. Zu diesem Zweck wollte Gallois nun den Abbau von 10.000 bis 12.000 Arbeitsplätzen bekannt geben, wie Pariser Medien meldeten. Betroffen wären nicht nur die gut 55.000 Angestellten von Airbus, sondern auch zahlreiche direkte Zulieferer. Laut "Les Echos" hatte Gallois vor, den Abbau "verhältnismäßig" auf die vier Airbus-Länder Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Spanien aufzuteilen. Dies hätte zur Folge, dass sowohl in Deutschland wie Frankreich je 3000 bis 4000 Stellen wegfielen – allerdings ohne Kündigungen, sondern über natürliche Abgänge, Stellenwechsel oder Frühpensionierungen. Auf französischer Seite wären der Standort Méaulte und zahlreiche Stellen in der Airbus-Zentrale Toulouse bedroht, wie Le Figaro schätzte.

Berlin und Paris streiten

Der in dem Communiqué angedeutete Kampf zwischen den beiden führenden Airbus-Nationen Deutschland und Frankreich um die A350-Frage ist aber nur ein Teil des Problems. Dahinter geht es um viel mehr. Denn je nachdem, wer den Zuschlag für den A350 erhält, muss eventuell Abstriche an bestehenden Arbeitsplätzen machen. Dies könnte auch für den erfolgreichen A320 gelten, der sowohl in Frankreich als auch – was die Ableger A318, 319 und 320 betrifft – in Deutschland zusammengebaut wird.

Eher erstaunlich fallen die Reaktionen in Paris zu den neusten Airbus-Querelen aus: In der Grande Nation geißelt man plötzlich nationales Denken – gemeint ist das der deutschen Seite. "Die Krise, die Airbus durchmacht, nimmt eine sehr schlechte Wendung – die des Nationalismus", schreibt etwa "Le Monde" in ihrer Mittwochausgabe. Alle beteiligten Länder hätten gewaltig Druck gemacht, um den Löwenanteil beim Bau des A350 zu erhalten – "doch die Deutschen blocken", heißt es im Leitartikel des Pariser Vordenkerblattes. "Bei unseren Partnern ist daraus eine nationale Affäre geworden, und sie zählen jede Entlassung einzeln, da sie einen Groll wegen des Eindrucks haben, von den Franzosen über den Tisch gezogen zu werden." Deutschland verdiene zwar einen "normalen Anteil", schreibt "Le Monde", müsse aber auch einsehen, dass Nationaldenken bei Airbus nichts zu suchen habe. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.2.2007)