Der wissenschaftlicher Leiter des Kompetenzzentrums Elektronik und Umwelt, Christoph Herrmann.

Foto: DER STANDARD/Regine Hendrich
Wegwerfen war einmal. Zukunftsprodukte sind langlebig, reparatur- und recyclingfähig. Das gilt auch für Autos. Christoph Herrmann entwickelt Software, die das ermöglicht. Jutta Berger sprach mit ihm.

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STANDARD: Werden die Richtlinien für die Sammlung und Behandlung von Elektroschrott und ausrangierten Autos tatsächlich umgesetzt?

Herrmann: Es gibt da gewisse länderspezifische Eigenarten. Die Unternehmen sind mit unterschiedlichen Regelungen konfrontiert. Unterschiede gibt es bei den logistischen Voraussetzungen, etwa der Anzahl von Sammelgruppen, auch die Abholung wird unterschiedlich organisiert.

STANDARD: Wo sind die Recycling-Europameister daheim?

Herrmann: Die Richtlinie schreibt durchschnittlich vier Kilo pro Einwohner und Jahr vor. Das wird in Deutschland und Österreich heute schon erreicht, in skandinavischen Ländern übertroffen. In Südeuropa und den neuen EU-Ländern ist man noch nicht so gut organisiert.

STANDARD: Wie hoch ist das Recycling-Potenzial pro Einwohner?

Herrmann: Man kann von einem Durchschnittswert von zehn Kilogramm ausgehen.

STANDARD: Wie sollen die EU-Richtlinien weiterentwickelt werden?

Herrmann: Wir haben alles sehr stark reguliert, bieten wenige Anreize für die Hersteller oder Recycler. Man könnte Richtung Zertifikatehandel gehen. Das hätte den Vorteil, dass man Marktanreize schafft.

STANDARD: Bei der Konferenz sprechen auch Vertreter großer Gerätehersteller, was sind die Erwartungen an die Produzenten?

Herrmann: Wenn wir zwei herausgreifen, Hewlett Packard und Toshiba: Von HP möchten wir mehr über die Perspektiven zur europaweiten Umsetzung der EU-Richtlinien erfahren. Wir möchten auch wissen, welche Rückschlüsse sie aus den Vorgaben auf ihre Produktentwicklung ziehen. Von Toshiba erwarten wir uns Informationen über die Entwicklung von verbrauchsarmen Geräten.

STANDARD: Europa ist eher richtlinienbezogen, in Japan setzen Hersteller auf das Umweltbewusstsein der Konsumenten. Kann man daraus lernen?

Herrmann: Ja, die Vermittlung von Umweltaspekten in der richtigen Sprache. Wenn ich nur von Recyclingfähigkeit spreche, kann sich eine große Gruppe von Konsumenten wenig darunter vorstellen. In Japan kann man mit umweltgerechten Produkten punkten. Man versucht Umweltgedanken mit positivem Lifestyle zu verbinden, mit Werbung, Image, Fun. (DER STANDARD, Printausgabe, 21. Februar 2007)