Frauen in Indien und Pakistan arbeiten für zwei Dollar am Tag.

Foto: Label Step
Die Sensibilität der Kunden dafür ist aber noch gering. Der Markt erlaubt keine großen Sprünge.

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Wien - Fragen Kunden nach, ob Orientteppiche unter fairen Arbeitsbedingungen geknüpft werden? "Nein, eigentlich nur selten", sagt Omar Besim, Juniorchef des Teppichhändlers Adil Besim. "Das ist eine Erziehungssache. Fair Trade hat so in den USA bereits einen höheren Stellenwert als in Österreich", meint Harald Geba, Chef der Teppichgalerie Geba.

Beide lassen ihre Orientteppiche von der Fair-Trade-Organisation Label Step auf gerechte Fertigungsbedingungen abklopfen. Konkret: faire Löhne, kein Missbrauch von Kinderarbeit und umweltverträgliche Produktionsverfahren. Es werden dabei nicht einzelne Teppiche, sondern Handelsfirmen zertifiziert. Parallel dazu entstehen schulische und medizinische Einrichtungen. Ziel ist, Lebensstandards in Ländern wie Nepal, Pakistan und Indien nachhaltig zu verbessern.

Auch Leiner ist seit vier Jahren mit dabei. Der Möbelhändler zahlt ein Prozent des Einkaufspreises für seine handgeknüpften Teppiche an Label Step. Der Preis für die Kunden erhöhe sich damit nicht, sagt Leiner-Manager Andreas Mayer. "Wir haben früher selbst kontrolliert. Aber für viele ist ein Label glaubwürdiger."

Arbeit für zwei Dollar

Experten schätzen, dass jeder dritte handgeknüpfte Teppich in Österreich Fair-Trade-Siegel trägt. Das entspreche einem Verkaufswert von 50 Mio. Euro. Label Step kontrolliert 290 Produzenten mit 30.000 Arbeitern, sagt Ueli Ramseier von Label Step Schweiz. Sie erhielten im Schnitt um rund 20 Prozent höhere Löhne. Das Standardeinkommen der Teppichknüpfer in Indien und Pakistan liege bei zwei Dollar täglich. "Kinderarbeit per se zu verbieten macht wenig Sinn", sagt Ramseier. Denn Mithilfe in der Familie sei vielfach seit Generationen verankert. Entscheidend sei, dass die Arbeit Schulausbildung nicht ausschließe - und in keine Lohnsklaverei ausarte. Zweifel, ob sich Entwicklungshilfe mit finanziellen Interessen von Unternehmen verbinden lassen, hat Sebastian Meurer von der Austrian Development Corporation nicht. Voraussetzung sei jedoch, dass fairer Handel nicht bloßes Mascherl werde.

Österreich zählt laut Wirtschaftskammer rund 680 Orientteppich-Händler. Genaue Marktzahlen fehlen, sicher ist aber, dass die Branche keine großen Sprünge erlaubt.

"Teppiche waren vor 15 Jahren Wertanlagen, heute sind es Einrichtungsgegenstände", sagt Besim. Doch es fehle nicht an Geld, und er glaubt an frischen Aufschwung. Es gebe daher Chancen, die sechs Filialen seines Betriebs langfristig um den einen oder anderen Standort zu erweitern.

Internationaler Vertrieb im Aufbau

Mitbewerber Geba sieht den Bedarf an klassischen "Persern" gedeckt. Er lässt bei Familien in Anatolien und Nepal exklusiv modernes Design knüpfen und verkauft so jährlich rund 1000 Teppiche. Kunden seien, neben Privaten, Hotels, Restaurants, Architekten und Designer. Ein internationaler Vertrieb ist im Aufbau.

Für massiven Ärger in der Branche sorgen immer wieder Händler, die mit einer scheinbaren Geschäftsauflösung und 70-Prozent-Rabatten um Kunden werben. Die Kammer geht dagegen rechtlich vor. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.2.2007)