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Der Leiter der belgrader Delegation, Slobodan Samardzic (r.) sowie Berater von Präsident Tadic Leon Kojen

Foto: APA/ ROLAND SCHLAGER
Wien - Die letzte Gesprächsrunde zwischen Vertretern Belgrads und Pristinas über die Zukunft des Kosovo haben am Mittwoch nach Ansicht des UNO-Sonderbeauftragten, Martti Ahtisaari, "gut begonnen". Beide Seiten hätten erneut die Chance erhalten, ihre Standpunkte und Verbesserungen seines Lösungsvorschlages darzulegen, sagte Ahtisaari bei einer Pressekonferenz. Die Positionen sind indes unverändert: Pristina fordert die Unabhängigkeit. Belgrad ist strikt dagegen und bietet eine weitgehende Autonomie an.

Wenn sowohl Belgrad als auch Pristina in einem Punkt Übereinstimmung erzielen, könne dies in seinem Lösungsvorschlag aufgenommen werden. Dies betrifft vor allem praktische Themen, die das alltägliche Leben der Menschen im Kosovo bestimmen, sagte Ahtisaari. Hinsichtlich der äußerst umstrittenen Statusfrage "weist nichts darauf hin, dass die beiden Parteien ihren Standpunkt geändert haben."

"Regionale Sicherheit erhöhen"

Ahtisaari betonte, dass sein Vorschlag "die regionale Sicherheit am Balkan erhöhen wird". Sollte jemand behaupten, dass sein vorläufiger Lösungsplan keine bessere Zukunft für den Kosovo bietet, dann habe er das Dokument "nicht gelesen oder nicht verstanden". Der finnische Ex-Präsident warnte vor weiteren Verzögerungen bei der Kosovo-Lösung. Mit jeder weiteren Verzögerung könne die Sicherheitssituation "problematisch" werden.

Ahtisaari will nach der letzten Gesprächsrunde, die bis 2. März dauern soll, seinen endgültigen Lösungsplan am 10. März präsentieren. Dazu sei ein abschließendes Treffen auf höherem Niveau in Wien geplant, sagte Ahtisaari bei der Pressekonferenz. "Ich hoffe, dass ich diesen Zeitplan einhalten kann." Aus Belgrad verlautete am Mittwoch, dass am 10. März auch der Präsident und der Regierungschef Serbiens, Boris Tadic und Vojislav Kostunica, zu den Gesprächen in Wien weilen werden.

Statusfrage

Hinsichtlich möglicher Annäherungen zwischen Belgrad und Pristina sagte der UNO-Sonderbeauftragte, dass zwischen der Statusfrage und den übrigen Elementen des Dokuments unterschieden werden müsse. Während bei der Statusfrage die Positionen weiter diametral entgegengesetzt seien, gebe es im Lösungsvorschlag wichtige Elemente, die "eine bessere Zukunft" im Kosovo bieten könnten. Jedenfalls werde der UNO-Sicherheitsrat eine endgültige Entscheidung treffen, erklärte Ahtisaari.

Das Belgrader Verhandlerteam bekräftigte, dass nur eine Verhandlungslösung ohne künstliche Zeitfristen zu einem festen Abkommen und zur regionalen Stabilität am gesamten Balkan führen könnte. Belgrad werde alle Punkte des Ahtisaari-Vorschlages zurückweisen, welche die Souveränität und territoriale Integrität Serbiens verletzen und alternative Lösungen für den Kosovo-Status anbieten, basierend auf der Idee einer international garantierten substanziellen Autonomie innerhalb Serbiens, erklärte die serbische Delegation.

Aktive und konstruktive Rolle

Begrüßt wurde die von Ahtisaari angebotene Möglichkeit, Debatten über seinen Lösungsvorschlag zu führen. Belgrad werde in diesem Prozess eine aktive und konstruktive Rolle spielen. Der feste Standpunkt Serbiens sei es, einen Kompromiss und eine friedliche Lösung des serbisch-albanischen Konflikts zu finden.

"Wir erwarten, dass der Kosovo unabhängig wird, betonte hingegen das albanische Delegationsmitgleid Veton Surroi. Das Verhandlungsteam aus Pristina sei mit dieser Überzeugung zu den Gesprächen gekommen und werde sie mit dieser Überzeugung auch verlassen. Weiters erklärte Surroi, dass Pristina die Struktur des Ahtisaari-Dokuments nicht ändern, sondern nur weitere Erklärungen abgeben wolle. Belgrad werde nun in einigen Tagen nicht nachholen können, was es in einem Jahr unterlassen habe. "Belgrad hat ein Jahr nur über Territorien und nicht über Menschen geredet", sagte Surroi.

International überwachte Unabhängigkeit

Danach will Ahtisaari mit der Ausarbeitung der endgültigen Version seines Vorschlags beginnen, um ihn Ende März dem UNO-Sicherheitsrat zur Abstimmung vorzulegen. De facto zielt der Vorschlag auf eine international überwachte Unabhängigkeit des Kosovo ab. Die Krisenregion im Süden Serbiens wird seit dem Bürgerkrieg und den Luftschlägen gegen das damalige Jugoslawien unter Präsident Slobodan Milosevic (1998/1999) von den Vereinten Nationen (UNMIK) verwaltet. (APA)