Rom - Für die italienische Regierung unter Romano Prodi schlägt am heutigen Mittwoch wieder einmal die Stunde der Wahrheit. Nach einer mehrwöchigen koalitionsinternen Polemik über die Außenpolitik des Kabinetts hat im Parlament die Debatte über die Verlängerung der umstrittenen italienischen Mission in Afghanistan begonnen.

Die Regierung hofft, die notwendigen Stimmen für eine Neufinanzierung der Mission zu erhalten. Dagegen stemmen sich die kommunistischen Parteien der Koalition und die Grünen. Außenminister Massimo D'Alema warnte vor einem Sturz der Regierung, sollte das Kabinett im Parlament nicht die Mehrheit in puncto Außenpolitik erhalten.

Um Spaltungen in der Koalition zu vermeiden, will D'Alema die zivilen Aspekte der Afghanistan-Mission besonders hervorheben, und so der radikalen Linken entgegenkommen. Er setzt sich für eine internationale Afghanistan-Friedenskonferenz ein, die im April in Rom stattfinden soll.

Zugleich will D'Alema auch das heikle Thema der Erweiterung des US-Stützpunktes im nordostitalienischen Vicenza ansprechen, gegen die am Samstag rund 70.000 Personen demonstrierten. "Wir haben die US-Regierung aufgefordert, die Umweltbelastung zu berücksichtigen, die mit dem Ausbau des Stützpunktes zusammenhängt", sagte D'Alema. Er versicherte jedoch, dass die Regierung bei der bereits erteilten Genehmigung zur Erweiterung der Basis keinen Rückzieher machen werde.

Das Thema Afghanistan stand am Dienstag im Mittelpunkt des Treffens zwischen Regierungschef Romano Prodi und dem spanischen Premierminister Jose Luis Rodriguez Zapatero im Rahmen des italienisch-spanischen Gipfeltreffens auf Ibiza.

"Wir werden unsere Truppen in Afghanistan bewahren, wollen aber auch für eine politische Lösung arbeiten. Wir wollen nicht daran glauben, dass der Krieg in Afghanistan kein Ende nimmt", meinte Prodi. Er verlangte von seiner Koalition Verantwortungsbewusstsein und Zusammenhalt. "Nicht Parteiinteressen, sondern Verantwortung gegenüber der Koalition muss überwiegen".

Ex-Premier Silvio Berlusconi reagierte unterdessen gereizt auf die Spannungen um die Friedensmission in Afghanistan. Die Regierung Prodi werfe fünf Jahre Außenpolitik zum Fenster hinaus, in denen sein Kabinett stark am internationalen Ansehen Italiens und an freundschaftlichen Beziehungen zu den USA gearbeitet habe. (APA)