Wien - Der diesjährige "Johanna Dohnal-Förderpreis" für wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Frauen- und Genderforschung wurde am Dienstag im Parlament an Eva Egermann, Eva Voß, Christine Klapeer, Veronika Wöhrer und Alexandra Weiss verliehen. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer hatte zu der feierlichen Veranstaltung in das Parlament eingeladen und konnte prominente TeilnehmerInnen und BesucherInnen wie Johanna Dohnal, die neue Frauenministerin Doris Bures, Staatssekretärin Christa Kranzl, Bundesrats-Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach, den stellvertretenden Klubobmann der Grünen Kurt Öllinger sowie die ehemalige Bundesratsvorsitzende Helga Hieden- Sommer begrüßen.

Torz einer Vielzahl topqualifizierter Frauen liege der Anteil von Forscherinnen derzeit bei nur 21 Prozent, betonte die Nationalratspräsidentin in ihrer Rede. Nebst einer Erhöhung dieser Zahl bedürfe es klarer Rollenvorbilder, transparenter und gendergerechter Ausschreibungen und einer größeren Sichtbarkeit von Forscherinnen. Der bereits vier Mal vergebene Johanna-Dohnal-Förderpreis habe, so Prammer, großes Echo gefunden, was sich nicht zuletzt in der hohen Zahl an Bewerbungen manifestiere. Die Präsidentin dankte in diesem Zusammenhang besonders der Fachjury. Die Preisgelder konnten von 800 € auf 1500 € erhöht werden, zudem steht nun erstmals ein Stipendium über 7000 € zur Vergabe bereit.

Bemühung um Gendergerechtigkeit

Im Mittelpunkt des Abends standen die fünf Preisträgerinnen und deren wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Gender- und Frauenforschung. Frauenministerin Doris Bures hob in ihrer Ansprache die Bedeutung der Bemühung um Gendergerechtigkeit hervor. Der Förderpreis könne Ungleichheiten nicht aufheben, sondern diese nur aufdecken. Im Sinne des Programms der neuen Bundesregierung versprach Bures sich für die Beseitigung sozialer und geschlechtsspezifischer Barrieren im Bildungsbereich einzusetzen.

Bedeutung wissenschaftlicher Arbeiten

Die Namengeberin des Preises, die erste österreichische Frauenministerin Johanna Dohnal erinnerte daran, dass dieser Preis auf ein Geburtstagsgeschenk der SP-Frauenorganisation an sie zurückgeht und hob die großzügigen Sponsoren hervor, denen es zu verdanken ist, dass die Beträge wesentlich aufgestockt werden konnten. Sie dankte auch der Jury und dem Bruno Kreisky-Archiv für deren Unterstützung. Es gehe um die Verwirklichung der Geschlechterdemokratie, sagte Johanna Dohnal und betonte die Bedeutung wissenschaftlicher Arbeiten, die die realen Geschlechterverhältnisse thematisieren. Dies zähle ebenso zu den Voraussetzungen für ein eigenständiges Leben der Frauen wie ein gleicher und chancengerechter Zugang zur Bildung. Der Johanna Dohnal- Preis werde daher ein Mahnmal, ein Zeichen für den freien Zugang zur Bildung bleiben, ein Stachel im Fleisch dieser Gesellschaft. Ihren Glückwünschen für die Preisträgerinnen fügte die die ehemalige Frauenministerin den Wunsch hinzu, sie mögen Frauen und Mädchen - "wo immer sie Ihnen begegnen" - stützen und fördern.

Die Preisträgerinnen und ihre Arbeiten

Wie Universitätsprofessorin und Jury-Vorsitzende Gabriella Hauch in ihrer Laudatio ausführte, erhält Eva Egermann (geboren 1979) einen Förderpreise für ihre Diplomarbeit über das Schüttehausprojekt in Klagenfurt, eine zugleich historische und künstlerische Arbeit über die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky und deren Bemühungen zur Verbesserung der Lebensräume von Frauen.

Eva Voß (geboren in Rostock 1981) bekam den Förderpreis für ihre Magisterarbeit "Der United Nations Development Fund for Women und sein spezifisches Verständnis von Gender Mainstreaming", in der die Autorin einen kritischen Blick auf die Entwicklung von Gender Mainstreaming wirft, den neuen ganzheitlichen geschlechtsspezifischen Ansatz analysiert und sich mit Zukunftsperspektiven für dieses Konzept in der UNO befasst. Die Patenschaft für diesen Preis hat der Arbeiter-Samariter-Bund übernommen.

Christine Klapeer (geboren in Innsbruck 1979) wurde für ihre Dissertation mit dem Titel "Die Frage der lesbischen Staatsbürgerin. Feministische und demokratietheoretische Annäherungen" ausgezeichnet, in der sie sich mit einer StaatsbürgerInnenschaft als einer gesellschaftlichen Utopie beschäftigt. Die Jury sah darin, wie Hauch berichtete, einen wesentlichen Beitrag für eine geschlechterorientierte politische Gemeinschaft.

Veronika Wöhrer (Wien 1975) untersuchte in ihrer Dissertation "GrenzgängerInnen. Genderdiskurse zwischen Kapitalismus und (Post)Sozialismus" die internationale Kooperation zwischen Genderforscherinnen und Frauenpolitikerinnen in Ost und West nach der politischer Wende im ehemaligen Ostblock und der "samtenen Revolution".

Die Sozialwissenschaftlerin Alexandra Weiss (geboren 1971 in Innsbruck) erhielt für ihre Dissertation "Regulierung und Politisierung von Geschlechterverhältnissen" ein Stipendium in der Höhe von 7000 €. Weiss verbinde wissenschaftliches und politisches Engagement für Frauen, würdigte Gabriella Hauch. In ihrer Arbeit analysiere Weiss die Veränderungen im Umfeld der Frauenpolitik seit den neunziger Jahren. NGOs seien an die Stelle sozialer Bewegungen getreten, wobei Weiss eine Retraditionalisierung des Politikverständnisses und damit die Gefahr sieht, dass das Frauenthema wieder als "Nebenwiderspruch" abgehandelt werden könnte.

Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte Susanne Draxler. Ihre satirischen Lieder mit Texten der amerikanischen Feministin Dorothy Parker wurden vom Publikum mit viel Beifall aufgenommen. (red)