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Die Feinstaubbelastung in geschlossenen Räumen ist laut Wissenschaftern größer als im Freien

Foto: Getty Images/Andreas Rentz
Wien - Drei Wissenschafter haben bei einem von der Wirtschaftskammer organisierten Symposium in Wien zum Thema Feinstaub aufhorchen lassen. Alle drei Experten waren sich einig, dass das Gesundheitsrisiko in der öffentlichen Diskussion überschätzt wird. Es gebe aus medizinischer Sicht keinen Grund zur Panikmache, erklärten die Experten. So sei gegenüber dem Gesundheitsrisiko durch Rauchen jenes durch Feinstaub vernachlässigbar, meinte der Wiener Lungenspezialist Hartmut Zwick.

Innenraumerfassung notwendig

Etwa 80 Prozent der Belastung für die Lungen komme aus geschlossenen Räumen und nur zirka 20 Prozent von außerhalb. Es sei daher zu bemängeln, dass in der gesamten Diskussion bisher die Innenraumbelastung praktisch unberücksichtigt geblieben sei. Zukünftige Untersuchungen sollten die Korrelation zwischen Außenluft- und Innenraum-Belastung miterfassen, meinte der Mediziner.

Studie

Laut Zwick ist eine signifikante Wechselwirkung mit schweren Lungenerkrankungen nur für das Rauchen, nicht aber durch Feinstaub nachzuweisen. Er verwies dazu auf eine Studie der deutschen Gesellschaft für Pneumologie, wonach bisherige Erkenntnisse darauf hinweisen, dass die pulmonalen Effekte der Schwebstaubbelastung eher gering seien und sich erst nach längerer Expositionszeit auswirken.

Schutzmechanismen

Der Grazer Pathologe Helmut Popper hat noch eine weitere Theorie, warum sich der Mensch vor Feinstaub nicht fürchten muss: "Seit Beginn unserer Existenz sind wir als 'Savannentier' dem Feinstaub ausgesetzt." Der Mensch habe daher im Laufe der Evolution Schutzmechanismen entwickelt. So wehre das "mukoziliäre Reinigungssystem der Lunge" Feinstaub bis hin zu den kleinsten Partikeln ab.

Während große Partikel ausgehustet werden, werden feine Partikel von den Schleimhäuten wieder hinaustransportiert. Kleinstpartikel (PM 2,5) würden sogar von so genannten patrouillierenden Fresszellen abgebaut. "Ein gesunder Mensch ist daher gegen Feinstaubbelastung gerüstet." Nur wenn die Schleimhaut - wie etwa durch Rauchen - konstant geschädigt wird, funktioniere der Transportmechanismus immer schlechter, meint Popper.

Handlungsbedarf bei Holzöfen

Interessant waren die Ergebnisse einer Studie, die sich seit Jahren mit den Quellen und der chemischen Zusammensetzung von Feinstaub beschäftigt. Dabei zeigte sich, dass die Werte in den vergangenen Jahren deutlich abnehmen, sagte Hans Puxbaum vom Institut für chemische Technologien und Analytik an der Wiener Technischen Universität. Besonderen Handlungsbedarf sieht der Wissenschafter im Bereich der Holzfeuerungen. Moderne Pellets-Öfen seien wesentlich besser als herkömmliche Holzöfen. (APA)