Eine Utopie wird wahr: Arm und Reich Schulter an Schulter, vereint im gleichen Kampf - Vorerst zwar nur am Grabbeltisch, um z. B. Stringtangas "Made in China" oder "Topps versch. Fa." um 3,90
Una Wiener
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Das Gute zuerst: Eine Utopie wird wahr. Arm und Reich Schulter an Schulter, vereint im gleichen Kampf. Vorerst zwar nur am Grabbeltisch, um z. B. Stringtangas "Made in China" oder "Topps versch. Fa." um 3,90, aber der Anfang ist gemacht: Nach eigenem Bekunden fouragiert die heimische Highsociety fast ausschließlich beim Kleiderhofer H&M, wenn sie nicht gerade in Gebrauchtkleiderläden oder auf Flohmärkten fündig wird. Die Frage, wo dann aber das heimische Prekar- und Proletariat seine Polyamid- und Acrylhüllen schnäppen soll, beantwortet das Land des Lächelns mit eben diesem, da es laut Welthandelsorganisation WTO seinen Weltmarktanteil am Textil- und Bekleidungshandel langfristig auf 50 Prozent steigern wird. Lucky Chinese.
Und felix Austria! Land der neuen Gleichheit, wo uns Opernballmutti und Hotelière Elisabeth Gürtler via News entdeckt, dass ihr "Stil generell eine Mischung aus billigen Outlets und teuren Designern" ist. Ein Geständnis, das angesichts des bezaubernden Möbelix-Vorhangs, der sich der Proponentin eines "makellosen Lebensstils" so kleidsam auf der Büste bauscht, durchaus glaubwürdig ist. Frau Gürtler, aufgepasst: Bei KIK-Textildiskont könnten Sie sich sogar schon um 30 Euro von Kopf bis Fuß neu bedecken!
Egalité, Fraternité. Da die Crème der Republik sich längst auch kulinarisch mit dem Pöbel solidarisiert und sich an "Arme-Leute-Delikatessen" wie Bärlauch, Blunzn oder Kraut und Rüben zu hochzivilisierten Preisen delektiert, ist die Weltgerechtigkeit nahe. Der bekannte Gourmandisenvertrieb Billa erweist sich wieder einmal als Vorreiter und soziales Gewissen, indem er in Form eines großnasigen Deutschen im Landjunker-Outfit endlich die "Demokratisierung von Lebensqualität" ausruft.
Das leicht Beunruhigende ist, dass z. B. Ikea offenbar bereits genug fraternisiert hat und neuerdings mit roten Ohrensesseln um nebbiche 540 Euro wieder zurückrudert. (Una Wiener/Der Standard/Rondo/23/02/2007)
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