Linz - Erstmals seit 30 Jahren gab es heuer in Oberösterreich wieder einen Fall von Diphtherie - bei einem Mann, der sich bei einer Ungarnreise angesteckt hat. Bundesweit ist dies der erste Fall seit immerhin sieben Jahren. Sorglosigkeit bei den Diphtherie-Auffrischungsimpfungen ist nach Ansicht der Gesundheitsbehörden die Ursache für das erneute Aufflackern dieser gefährlichen, bisweilen lebensbedrohlich verlaufenden Erkrankung. Die oberösterreichische Landes-Sanitätsdirektion hat eine bis ins Jahr 1960 zurück gehenden Statistik der meldepflichtigen Krankheiten erstellt, darunter auch Zahlen über den Verlauf der Diphtherie. Dabei zeigte sich, dass es um 1960 noch jährlich rund 50 Diphtheriefälle in Oberösterreich gab. Durch die Impfungen der Kinder und der Jugendlichen am Ende der Pflichtschulzeit gelang es, die Diphtherie zum Verschwinden zu bringen. Seit 30 Jahren gab es keinen einzigen Fall mehr. Bundesweit gesehen war der letzte Diphtheriefall im Jahr 1993 in Niederösterreich gemeldet worden. Heuer allerdings erkrankte zu Jahresbeginn ein 44-jähriger Oberösterreicher an Diphtherie. Der Mann hatte Glück, er überlebte und ist heute wieder vollkommen geheilt. Die Krankengeschichte zeigte, dass sich der Oberösterreicher kurz zuvor in Ungarn aufgehalten hatte, wo er sich - auf dem Weg über Tröpfcheninfektion - angesteckt haben dürfte. Auch die Familie und die Bekannten des Mannes wurden untersucht, bei ihnen lag aber keine Infektion vor. Mangelnder Impfschutz in Österrreich - große Verbreitung in Osteuropa Für die Gesundheitsbehörden kommt es nicht ganz überraschend, dass sich der 44-Jährige gerade in Ungarn angesteckt hatte, so der oberösterreichische Landessanitätsdirektor Gernot Süß. "In Osteuropa ist die Diphtherie immer noch vorhanden, speziell auch in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion". Dort gab es beispielsweise im Jahr 1995 50.000 Diphtherie-Fälle, von denen 1.500 tödlich verlieren, berichtet Süß. Aus der Sicht der Mediziner kann es nur eine Konsequenz geben: den Impfschutz verstärken. Viele Leute würden, so Süß, beim Verlassen der Pflichtschule - also mit 15 - zum letzten Mal gegen Diphtherie geimpft. Der Impfschutz hält aber nur zehn Jahre an. "Wir müssen leider davon ausgehen, dass viele Erwachsene, etwa ab dem 30. Lebensjahr, nicht mehr gegen Diphtherie geschützt sind, weil auf die Auffrischungsimpfungen vergessen wird", warnte Süß. (APA)