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In Österreich wird rund jedes fünfte Medikament falsch oder in einer pharmakologisch gefährlichen Kombination eingenommen.

Foto: APA/ Roland Schlager
Salzburg - Der sogenannte "Arzneimittelsicherheitsgurt" soll gewährleisten, dass Patienten bei der Einnahme mehrerer Medikamente keine zusätzlichen Risiken eingehen. Patienten können mit ihrer E-Card die Präparate auf gefährliche Wechselwirkungen überprüfen lassen, erläuterte der Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, Friedemann Bachleitner-Hofmann, in Salzburg.

Jedes fünfte Medikament falsch

Die Initiative, die vom Gesundheitsministerium, dem Gesundheitsressort des Landes Salzburg und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger unterstützt wird, ist ein freiwilliges und kostenloses Angebot. Experten rechnen, dass in Österreich rund jedes fünfte Medikament falsch oder in einer pharmakologisch gefährlichen Kombination eingenommen wird. Hochgerechnet bedeutet das einen Verlust von 400 Millionen Euro für das Gesundheitssystem, so Bachleitner-Hofmann.

Zustimmung vom Patienten

Die Patienten können die Zustimmung geben, dass ihre gekauften oder verschriebenen Medikamente elektronisch erfasst werden. Die Daten werden nicht auf der E-Card gespeichert, sondern von der Pharmazeutischen Gehaltskasse gespeichert. Die am System beteiligten Apotheken können auf diese Daten zugreifen. Mit einer dahinter liegenden Software werde überprüft, ob die Arzneimittel zusammenpassen oder Kombinationen Probleme machen können.

Typische Unverträglichkeiten

Bachleitner-Hofmann nannte auch einige typische Fälle von Unverträglichkeiten: So hebe ein Multivitaminpräparat die Wirkung eines Osteoporose-Medikaments auf. Aspirin C könnte die Wirkung eines blutdrucksenkenden Mittels abschwächen, Antibiotika die Sicherheit der Pille beeinträchtigen.

Landesweite Vernetzung

In das Pilotprojekt, das bis 30. Juni dieses Jahres läuft, sind 69 von 76 Salzburger Apotheken eingebunden. Schon in den vergangenen Monaten konnten Patienten in Salzburg in ihrer Stammapotheke Wechselwirkungen überprüfen lassen, die Vernetzung der Apotheken im gesamten Bundesland ist neu. Ist das Projekt erfolgreich, soll es - als ein Vorhaben der Bundesregierung - in ganz Österreich umgesetzt werden.

Ausdehnung der E-Cardfunktionen

Bei dem Projekt stehe der Nutzen für den Patienten klar im Vordergrund, sagte Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky. Sie will die Funktion der E-Card in den kommenden Jahren weiter ausdehnen. So könnten per E-Card künftig Rezepte verschrieben oder Patienten an andere Ärzte überwiesen werden. Mit dem neuen System verhindere man Doppelverschreibungen oder negative Wechselwirkungen von Medikamenten.

In Österreich werden pro Jahr 45 Millionen Kassenrezepte mit rund 90 Millionen Verordnungen über die Pharmazeutische Gehaltskasse abgerechnet. Rund 70 Millionen Packungen unterschiedlichster Präparate kaufen die Österreicher ohne Rezept. (APA)