Ein neuer Boom der Donau-Transporte wird in Serbien prognostiziert.

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Belgrad - Der Erwerb der in Wien beheimateten Donau-Fracht-Gesellschaft DDSG Cargo durch ein serbisch-zyptriotisches Konsortium hat in Belgrad die lange vernachlässigte Donau-Schifffahrt ins Rampenlicht gerückt. Während der Chef des neuen DDSG-Cargo-Eigentümers "East Point Holdings Limited", Zoran Drakulic, bereits Interesse für die slowakische und die rumänische Donau-Flotte bekundete, wird in den Medien ein neuer Boom der Donau-Transporte in Serbien prognostiziert.

Interesse am Schiffstransport

Laut einem Bericht des Senders B-92 haben neben Drakulic bereits andere serbische Geschäftsleute ihr Interesse für Schiffstransport bekundet. In der Wirtschaftskammer Serbiens rechnet man mit "großem Andrang" bei dem bevorstehenden Verkauf der Fracht-Gesellschaft "Jugoslovensko recno brodarstvo" (Jugoslawische Fluss-Schifffahrt) mit 150 Schiffen. "Da Serbien ein großer Agrarproduzent ist, kann der Schiffstransport wesentlich billiger als andere Transportformen ausfallen", kommentierte Dusan Mladenovic, Sekretär der Wirtschaftskammer-Abteilung für Transport.

Drakulic will die neu erworbene Flotte auch zum Transport von 3,5 Mio. Tonnen Weizen jährlich aus seinen Silos im rumänischen Konstanza nach Rotterdam einsetzen. "Wir haben bisher nur zwölf Frachtkähne gehabt. Wollen wir im Geschäft bleiben, mussten wir einen neuen Erwerb (DDSG Cargo) tätigen, sonst würden wir beträchtliche Probleme bei der Warenbeförderung bekommen", begründete er seine Akquisition.

Der neue Eigner

Der serbischen Öffentlichkeit ist der neue DDSG-Cargo-Eigner seit Jahren bekannt. Die Tageszeitung "Blic" hat Drakulic auf ihrer jährlich veröffentlichten Liste der 300 einflussreichsten Serben auf den vierten Platz gesetzt. Seine Firma, die sich primär mit Handel und Verarbeitung von Kupferprodukten sowie dem Handel mit Agrarprodukten in Zentral- und Osteuropa beschäftigt, will nun auch die Kupferbergwerke im ostserbischen Bor erwerben. Als Besitzer der führenden Bäckerei in Belgrad hat Drakulic auch den serbischen Weizenmarkt zu einem beträchtlichen Anteil unter Kontrolle.

Die Erfolgsstory des im slowenischen Laibach geborenen Volkswirt hatte in den 80-er Jahren in der damals führenden Belgrader Außenhandelsfirma "Genex" begonnen. Im Jahre 1990 hatte sich Drakulic von "Genex" getrennt und auf Zypern sein East-Point-Konsortium gegründet, das in den folgenden Jahren ein Vermögen im Handel mit Ex-Sowjetrepubliken - früher eine "Genex"-Domäne - machte. Ein Ausflug Drakulics in die Politik, wo er jahrelang als wichtigster Finanzier der nationalkonservativen Demokratischen Partei Serbiens (DSS) von Vojislav Kostunica bekannt war, war vor drei Jahren gescheitert. Dem Geschäftsmann war es nicht gelungen, zum neuen Belgrader Bürgermeister zu werden. Daraufhin trennte er sich von Kostunica.

Serbischer Onassis

Spekulationen, er wolle ein serbischer Onassis werden, weist Drakulic zurück. Er rechne nicht mit schnellen Gewinnen, sondern langfristig mit wirtschaftlichem Erfolg seiner Donau-Flotte. Dem als "serbischen Kupfer-König" bekannten Drakulic ist es bisher nicht gelungen, auf die Liste der reichsten Geschäftsleute aus ehemaligen kommunistischen Staaten zu gelangen, die jährlich von der polnischen Zeitschrift "Wprost" zusammengestellt wird. Als reichster Serbe fungiert dort auf Platz 16 der aus Bosnien stammende Milan Jankovic. Der in Monte Carlo ansässige Geschäftsmann ist international seit einigen Jahren unter dem Namen "Philip Zepter" bekannt. Sein auf vier Mrd. Dollar (3,05 Mrd. Euro) geschätztes Vermögen stammt nach offiziellen Angaben aus Bank- und Versicherungsgeschäften. (APA)