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Beschneidung: Für viele eine frühe, aber bald vergessene Schmerzerfahrung - andere stellen sich ihr erst im Erwachsenenalter.

Foto: Getty Images/Furlong
London - Die Beschneidung von Männern reduziert deren Risiko für eine Infektion mit dem Aidsvirus HIV beim Geschlechtsverkehr etwa um die Hälfte. Dies ist das Resultat zweier groß angelegter Studien in Afrika, deren Resultate im Medizinjournal "The Lancet" präsentiert werden (Bd. 369, S. 643 und S. 657).

Warnung vor Sorglosigkeit

Der Zusammenhang zeigte sich so klar, dass die beiden Untersuchungen vorzeitig abgebrochen wurden. Die Mediziner warnen angesichts der Ergebnisse ausdrücklich vor Sorglosigkeit: Das Entfernen der Vorhaut schütze keinesfalls zuverlässig vor dem Virus, sondern müsse von mehr Aufklärung, besserer Diagnose, medizinischer Versorgung, Verhaltensänderungen und stärkerem Kondomgebrauch begleitet werden.

An der ersten Studie hatten 2.784 nicht mit HIV infizierte Männer im kenianischen Kisumu teilgenommen, bei der zweiten waren es 4.996 ebenfalls HIV-negative Männer in der Region Rakai in Uganda. Jeweils eine Gruppe der Teilnehmer wurde beschnitten, die andere nicht. Im Verlauf der Untersuchung prüften die Ärzte dann, welche Gruppe sich beim Geschlechtsverkehr eher mit dem Virus ansteckte. Bei den Beschnittenen infizierten sich rund 50 Prozent weniger Probanden als in der Gruppe der nicht beschnittenen Männer.

Die Ergebnisse bestätigen eine ähnliche Studie in der Region Orange Farm in Südafrika. Dort hatten französische Forscher 2005 gar eine Minderung des Infektionsrisikos um 60 Prozent beobachtet.

Ursachen nicht völlig geklärt

Warum die Beschneidung vor einer Infektion schützt, ist nicht endgültig geklärt. Es wird vermutet, dass die Zellen an der Oberfläche der Eichel ohne Vorhaut verdicken und so einen besseren Schutz gegen das Eindringen der Viren bieten. Eine andere Erklärung: Der Penis trocknet nach dem Geschlechtsverkehr ohne Vorhaut schneller - das Virus stirbt in der Folge schneller ab. Vielleicht spielt auch die Reduktion der Hautoberfläche eine Rolle, denn in ihr finden sich zahlreiche Immunzellen, die Viren aufnehmen und sie zu den Lymphknoten bringen.

Die weltweite Aidsepidemie hatte 2006 mit 39,5 Millionen Infizierten einen neuen Höchststand erreicht. 4,3 Millionen Menschen steckten sich nach Angaben des Aids-Programms UNAIDS der Vereinten Nationen neu an. 2,9 Millionen Menschen starben an den Folgen der Immunschwäche. Angesichts dieser Zahlen ist den Medizinern jede Reduktion der Infektionsrate willkommen, selbst wenn sie nur auf dem vergleichweise unsicheren Schutz durch Beschneidung beruht. (APA/dpa)