Die iranische Bevölkerung lässt sich in ihren Neujahrsvorbereitungen für das Neue Jahr, das am 21. März beginnt, nicht durch angebliche amerikanische Kriegspläne gegen den Iran ablenken. Eine gewisse Neujahrseuphorie ist sogar zu bemerken. Es wird geputzt und gekauft. Auch wenn sich die Hausfrauen bei jedem Geldstück, das sie ausgeben, über die wegen Regierung teurer gewordenen Waren beklagen. Es ist inzwischen im Iran normal geworden, auf die Regierung zu schimpfen.

Dass seit Neuestem immer wieder paramilitärische Kräfte bei Verkehrskontrollen zu sehen sind, erklärt man von offizieller Seite damit, dass man vor dem Jahresbeginn für mehr Sicherheit sorgen will. Aber auch die immer wieder angekündigten und durchgeführten Militärmanöver der iranischen Streitkräfte wirken eher beunruhigend.

Realistischer Krieg

Privat diskutiert man über eventuelle Kriegspläne der Amerikaner und wie der Iran darauf reagieren werde. Sogar unter konservativen Politikern mehren sich die Stimmen, die einen Krieg gegen den Iran für realistisch einschätzen. Neben dem früheren iranischen Staatspräsidenten Hashemi Rafsanjani hält auch der frühere Chef der Revolutionsgarde, Mohsen Rezaie, einen Angriff für durchaus denkbar. Die Befürchtung, dass der Iran ins Steinszeitalter bombardiert werden kann, beunruhigt nur wenige. ?Sind wir unter Ahmadinejads Regierung nicht im Steinzeitalter??, fragt Karisa, eine 23-jährige Studentin der Universität Teheran.

Ein anderer Kommilitone lacht über diese Bemerkung: ?So einfach werden die Amerikaner es nicht haben. Wir haben auch viele Möglichkeiten?, bemerkt Yaser. Die älteren Herren, die in öffentlichen Parkanlagen in Teheran ihre Pension genießen, sind besorgt und sehen das anders. Hasan, ein pensionierter Beamter sagt: ?Die Regierung hat gar keine Vorstellung, was die Amerikaner für Möglichkeiten haben.? Seine Feststellung wird von anderen älteren Herren bestätigt.

Ahmadinejad opfern

Bei den iranischen Intellektuellen und vor allem liberalen Journalisten ist die Befürchtung enorm, dass der Iran in einen Krieg verwickelt wird. ?Das ist vielleicht die Lösung?, meint ein junger Journalist, der nicht genannt werden will. ?Um an der Macht zu bleiben, könnte auch Ahmadinejad geopfert werden?, meint ein anderer Journalist. ?Aber damit werden sich die Amerikaner nicht zufrieden geben?, erwidert sein Kollege Ali. Und meint, dass alle Äußerungen der Amerikaner darauf hindeuten, dass sie das iranische Regierungssystem als ganzes ausschalten wollen. (Amir Loghmany aus Teheran/DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2007)