Wien – Es ist ruhig geworden ums Birdland. Der Sparkurs, den man fährt, bringt es mit sich, dass die klingenden Namen in Joe Zawinuls Club rar geworden sind, sich stattdessen dort viele junge Talente tummeln. So sie nicht kurzfristig zugunsten zahlungskräftiger "geschlossener Gesellschaften" aus dem Programm gekippt werden, wie dies kürzlich Vokalistin Ángela Tröndle passiert ist.
Geklappt hat's dafür mit Kelomat, dem gewitzten Hochdruck-Dreier, der schon von sich reden gemacht hat, bevor Altsaxofonist Wolfgang Schiftner und Bassist Bernd Satzinger im Rahmen der JazzWerkstatt Wien in Erscheinung getreten sind. Gemeinsam mit Schlagzeuger Herbert Pirker verkörpert man eine elastische, bestens eingespielte Trio-Einheit, die zu eigenständigem Profil gefunden hat:
Comicstrip-artige Bildschnitte zwischen relaxter, ausladender Balladenmelodik und John Zorns krachendem – Free-Bop irritierend wohltuend – Tempowechsel und Beschleunigungen beleben die detailgenau ausformulierten Plots. Organisch gehen freie und tonal gebundene Passagen ineinander, wobei hinter jeder Ecke der nächste eruptive Ausbruch, eine alles zermalmende Dampfwalze lauern kann.
Während Schiftner, dessen Saxofon-Ton irgendwo zwischen der plärrenden Expressivität Charlie Parkers und der "sauren" Bluesigkeit Ornette Colemans zu erorten ist, durch ideenreiche, diskursive Logik und pralle Vitalität besticht, erweist sich Satzinger als plastischer Geschichtenerzähler auf dem voll tönenden Bass, Pirker hingegen nicht nur als flexibler Besen- und Sticks-Arbeiter, sondern in den Soli auch als klangfarbenbewusster Melodiker der Trommeln.
Mit "Melancholie in Bräunlich-Grün", "Rhythmus für Esoteriker" u. a. rekapitulierte man zunächst einige der auf der Debüt-CD "Kelomat" verewigten Eigenkompositionen ( pantau-x-records.com). Danach gab es – eher nuanciertere – Kostproben aus der CD-Neuheit, die bald folgen soll. Wolfgang Schiftner, Bernd Satzinger, Herbert Pirker – Namen, die man sich eher merken sollte! (Andreas Felber / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.2.2007)