Ein Sündenbockdiskurs. Er soll mehr verbergen als enthüllen. Nach dem selben unappetitlichen Muster funktionierte der BZÖ-Wahlkampfvorschlag des (Ex-Bundesligavorstands!) Peter Westenthaler. Keine politische Idee, kein Programm, kein Weltentwurf, aber 300.000 Ausländer ausweisen lassen, um irgendwie Aufmerksamkeit zu erregen.
Fußball
<B>Skoceks Zeitlupe:</B> Existenzfragen
Die Bundesliga-Vereine sollen ihr gutes Recht ausüben, so viele Ausländer einzusetzen, wie sie wollen und sich leisten können
Welcher (junge) Österreicher wird in Austrias um "die Existenz" (Trainer Zellhofer) kämpfender Mannschaft überbleiben? In der Winterpause hat der Tabellenletzte wieder ein paar ausländische Kräfte angeheuert. 16 Monate vor Beginn der EURO 2008 arbeiten in den zehn Vereinen der T-Mobile-Bundesliga 95 Fußballer mit nichtösterreichischem Pass. Traditionellerweise werden sie für die geringen Jobchancen der Einheimischen verantwortlich gemacht. Die Ausländer werden freilich von heimischen Funktionären gekauft. Sind also die Österreicher schuld an der Marginalisierung der Österreicher? Oder nur bestimmte Österreicher, wie geldgierige Manager und überehrgeizige Präsidenten? Und dienen die "Legionäre" als Schachfiguren und Watschenmänner?
Es wird Zeit, mit diesem Unsinn Schluss zu machen. Die Bundesliga-Vereine sollen ihr gutes Recht ausüben, so viele Ausländer einzusetzen, wie sie wollen und sich leisten können. So lange Nachwuchskicker geschützt und nicht dem Wettbewerb ausgesetzt werden und daher in der Entwicklung stecken bleiben, sind sie sowieso zum Vergessen. Gegenargumente mit fremdenfeindlichen Untertönen sind ein Zeichen autoritärer Kleingeistigkeit und hilfloser Kleinstaatlichkeit. Bei der EURO, wenn alle zuschauen, könnte man sich mit Ressentiments stärker blamieren als mit einer schlechten Nationalmannschaft. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 23. Februar 2007, Johann Skocek)