Begonnen hatte der Wirbel am 29. Dezember 2006 mit der anonymen Anzeige wegen des Verdachts des Terrorismus und des Aufruhrs. Ibrahim soll in zwei Fatwas nicht-moslemische Staaten als "Länder des Krieges" bezeichnet und Eheschließung von Moslems und Andersgläubigen abgelehnt haben, um zu verhindern, dass "fremdes Blut in die Nachkommen" fließt.
Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IG) verteidigte Ibrahim damals: "Dieser Gelehrte genießt inzwischen weit über Österreich hinaus einen ausgezeichneten Ruf wegen seiner aufgeklärten und liberalen Haltung." Die Staatsanwaltschaft und das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ermitteln dennoch seit Ende Dezember gegen den Imam.
Laut einem Interview mit der "Wiener Zeitung" bestätigte Ibrahim am 11. Jänner zwar, die Ehe-Fatwa vor zehn Jahren geschrieben zu haben. Er habe seine Meinung mittlerweile aber geändert. Am vergangenen Montag veröffentlichte nun das Nachrichtenmagazin "Profil" übersetzte Tonbandaufzeichnungen von Predigten des Imam, in denen dieser scheinbar den Heiligen Krieg im Irak und Palästina verteidigt und Aufrufe wie "Lasst uns als Märtyrer sterben!" proklamiert.
Übersetzungen aus dem Zusammenhang gerissen
Ibrahim bezeichnet in einer der APA vorliegenden Stellungnahme die aufgetauchten Übersetzungen als aus dem Zusammenhang gerissen. Entfallen seien seine Verurteilung des Angriffs gegen Zivilisten. Er distanziere sich von Gewalt und Terror, so Ibrahim weiter - das betreffe auch die Anschläge von New York, Madrid und London: "Es gibt keinerlei Legitimation für solche Taten. Sie sind ein Verbrechen."
Er habe nach den Anschlägen von London eine "Antiterror-Fatwa" erlassen und sich immer für die Rechte der Frauen eingesetzt: "Richtig ist, dass ich mir eine demokratische und pluralistische Struktur wünsche und für die Freiheit der Bürger eintrete."